Unerwartet kräftiges Plus

Exportanstieg gibt kaum Futter für Konjunkturoptimisten

Die unerwartet gestiegenen Exporte sind kaum Futter für Konjunkturoptimisten: Wegen der schwachen Auslandsnachfrage, der flauen Stimmung und des geringeren Lkw-Verkehrs bleiben die Aussichten trübe.

Exportanstieg gibt kaum Futter für Konjunkturoptimisten

Exportanstieg gibt kaum Futter für Konjunkturoptimisten

Mehr Ausfuhren in die USA − Importe geben nach − Weniger Lkw unterwegs − Stimmung trübt sich weiter ein

ba Frankfurt

Trotz der schwachen Auslandsnachfrage haben die deutschen Exporteure im August unerwartet bessere Geschäfte gemacht. Nachdem allerdings die Stimmung bei Unternehmen und Konsumenten mau ist und die geringere Lkw-Dichte für eine weiter eher rückläufige Industrieproduktion spricht, stehen die Zeichen für die hiesige Wirtschaft nach wie vor schlecht. Der zu Jahresbeginn für das zweite Halbjahr erwartete Aufschwung verschiebt sich immer weiter ins kommende Jahr.

Laut des Statistischen Bundesamts (Destatis) sind die Ausfuhren kalender- und saisonbereinigt um 1,3% auf 131,9 Mrd. Euro gestiegen. Ökonomen hatten mit einem leichten Rückgang gerechnet. Nachdem die Importe um 3,4% auf 109,4 Mrd. Euro gesunken sind, hat sich der Handelsbilanzüberschuss auf 22,5 Mrd. Euro ausgeweitet. Im Juli lag der Positivsaldo noch bei 16,9 Mrd. Euro.

Keine Trendwende

Damit haben sich die Exporte mit fünf Zuwächsen in den ersten acht Monaten dieses Jahres besser als erwartet geschlagen, urteilt Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Dabei helfe der noch immer hohe Auftragsbestand: „Die Industrie zehrt also von der Vergangenheit.“ Fortgeschrieben werden darf die Entwicklung allerdings nicht, denn die Auslandsnachfrage ist schwach, wie sich auch an den Auftragseingängen zeigt, die am Montag veröffentlicht wurden: Vor allem die Nachbarländer im gemeinsamen Währungsraum haben ihre Bestellungen deutlich zurückgefahren. Und auch die Konjunktur in den beiden wichtigsten Absatzmärkten − die USA und China − schwächelt.

Die USA waren erneut die Hauptdestination deutscher Waren: Die Exporte dorthin stiegen im Monatsvergleich um 5,5% auf 13,5 Mrd. Euro. Auch nach China legten die Ausfuhren zu, nämlich um 1,9% auf 7,4 Mrd. Euro. Die Exporte in das Vereinigte Königreich stiegen um 5,7% auf 6,8 Mrd. Euro. In die Länder außerhalb der EU – die sogenannten Drittstaaten – wurden insgesamt deutsche Waren im Wert von 59,2 Mrd. Euro geliefert, das sind 1,9% mehr als im Monat zuvor. In die EU-Staaten wurde mit 72,7 Mrd. Euro um 0,8% mehr exportiert, während die Ausfuhren in die Euro-Länder um 0,6% auf 50,6 Mrd. Euro zulegten.

Maue Geschäfte für die Metallbranche und die Autoindustrie

Das zweite Exportplus in Folge „mag beruhigen, darf es aber nicht“, mahnte Dirk Jandura, Präsident des Außenhandelsverbandes BGA. Das Exportwachstum bleibe weiter hinter der globalen Dynamik zurück. „Der gefährliche Mix aus konjunktureller, struktureller und administrativer Krise hat den deutschen Export immer noch fest im Griff.“ Die Auftragseingänge seien weiter niedrig und die Stimmung branchenübergreifend schlecht.

So zeigen die Ifo-Exporterwartungen mit dem erneuten Rückgang im September, dass die Stimmung in der Exportindustrie im Sinkflug ist. „Die Industrie klagt über fehlende Aufträge aus dem Ausland“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Insbesondere die Metallbranche und die Autoindustrie rechnen mit deutlichen Einbußen im Auslandsgeschäft. Auch in den wichtigen Branchen Maschinenbau und Chemie hat sich die Stimmung weiter eingetrübt. Der Ifo-Index für die chemische Industrie fiel um 7,5 auf −13,6 Punkte, wobei vor allem die aktuelle Lage deutlich schwächer beurteilt wurde. Laut dem Maschinenbauverband VDMA rechnen 80% der befragten Firmen nicht damit, dass sich die aktuelle Lage im nächsten halben Jahr verbessert − jedes fünfte Unternehmen erwartet sogar eine abermalige Verschlechterung

Weniger Lkw unterwegs

Für die Fahrleistung mautpflichtiger Lastwagen mit mindestens vier Achsen melden die Statistiker einen Rückgang um 0,2% zum Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahr ergibt sich ein Minus von 1,2%. Die Lkw-Fahrleistung auf Autobahnen gibt sehr frühe Hinweise zur aktuellen Konjunkturentwicklung in der Industrie. Nachdem wirtschaftliche Aktivität Verkehrsleistungen erzeugt und benötigt, gilt die LKW-Dichte auf den Autobahnen als früher Fingerzeig.