Geldpolitik

EZB beziffert Wirkung ihrer Zinserhöhungen

Wie stark werden die beispiellosen Zinserhöhungen der EZB die Inflation und das Wachstum dämpfen? Diese Frage treibt Marktteilnehmer, Ökonomen und auch die Notenbanker selbst um. Die EZB liefert nun erste Zahlen.

EZB beziffert Wirkung ihrer Zinserhöhungen

EZB beziffert Wirkung ihrer beispiellosen Zinserhöhungen

Studie: Inflation und Wachstum bis 2025 im Schnitt um 2 Prozentpunkte niedriger

ms Frankfurt

Die beispiellose Zinsstraffung der Europäischen Zentralbank (EZB) seit Juli 2022 wird nach Einschätzung der Notenbankvolkswirte die Inflation und das Wachstum bis 2025 erheblich dämpfen. Die Inflation werde in den Jahren 2023 bis 2025 im Durchschnitt um 2 Prozentpunkte niedriger ausfallen als ohne die Straffung, schreiben die Ökonomen in einer am Montag vorab veröffentlichten Analyse aus dem neuen EZB-Wirtschaftsbericht. Was die wirtschaftliche Aktivität betrifft, prognostizieren sie für 2022 bis 2025 im Durchschnitt einen dämpfenden Effekt von ebenfalls 2 Prozentpunkten.

Die Analyse kommt inmitten einer zunehmenden Debatte über den weiteren Zinskurs der EZB. Angesichts der zeitweise zweistelligen Inflation haben die Euro-Notenbanker seit Juli ihre Leitzinsen um insgesamt 375 Basispunkte angehoben – so aggressiv wie nie zuvor. Zudem haben sie erst ihre Anleihekäufe eingestellt und bauen den Bestand nun langsam ab. Jetzt müssen sie entscheiden, wie es weitergeht, und die Meinungen gehen auseinander: Die Hardliner („Falken“) pochen auf weitere deutliche Zinserhöhungen und argumentieren mit der weiter zu hohen Inflation. Die „Tauben“ mahnen zur Vorsicht und verweisen auf die schwächelnde Wirtschaft. Eine besondere Rolle spielt dabei die Transmission der Geldpolitik, also wie die Zinsschritte an den Finanzmärkten und in der Realwirtschaft ankommen.

Argumente für Zinsdebatte

Die EZB-Analyse gibt nun einen ersten Eindruck davon, wie die Wirkung in der EZB konkret eingeschätzt wird. Für die Analyse haben die EZB-Volkswirte verschiedene Modelle genutzt, um auch der Unsicherheit bei der Einschätzung solcher Effekte Rechnung zu tragen. „Die Ergebnisse zeigen, dass die Straffung der Geldpolitik voraussichtlich einen erheblichen Abwärtsdruck auf die reale Aktivität und die Inflation im Zeitraum 2023 bis 2025 ausüben wird“, heißt es in der Analyse.

Demnach hat der Straffungskurs die Inflation 2022 wahrscheinlich um 0,5 Prozentpunkte gesenkt, wenn man den Mittelwert der Modelle heranzieht. Der größte Teil der Auswirkungen auf die Inflation werde aber voraussichtlich ab 2023 eintreten – „mit einem Höhepunkt der Auswirkungen 2024“, so die Ökonomen (siehe Grafik). Im Schnitt kommen sie auf rund 2 Prozentpunkte für die Jahre 2023 bis 2025. Auf die Wirtschaftsaktivität wirke sich der Zinserhöhungskurs schneller aus. 2023 sei der dämpfende Effekt am stärksten. Im Durchschnitt werde in den Jahren 2022 bis 2025 das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2 Prozentpunkte gedrückt.

Die Modelle kommen aber teils zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Die Autoren betonen zudem die große Unsicherheit. Deswegen eigne sich die Analyse primär als Crosscheck.

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