EZB legt sich mit Berlusconi an
tkb – Der 80-jährige Ex-Regierungschef und Unternehmer Silvio Berlusconi macht erneut von sich reden. Nicht nur, weil in Mailand der Prozess um die im Volksmund als “Bunga Bunga” bekannte Sexaffäre zu Jahresbeginn 2017 neu aufgerollt wird, da Berlusconi angeblich Zeugen mit 10 Mill. Euro bestochen haben soll. Sondern auch, weil zur Wochenmitte Danièle Nouy, Vorsitzende der Bankenaufsicht der EZB, dem italienischen Politiker einen Brief zukommen ließ. Demnach muss seine Finanzholding Fininvest die Beteiligung von 30 % an der Banca Mediolanum reduzieren. Das Institut zählt zu den profitabelsten Beteiligungen von Fininvest.Die Entscheidung der EZB kam unerwartet, obwohl bereits die italienische Zentralbank Banca d’Italia und die Versicherungsaufsicht Ivass vor knapp zwei Jahren gefordert haben, dass Fininvest die Beteiligung von 30 % auf unter 10 % senken müsse.Grund für diese drastische Forderung war damals die Verurteilung Berlusconis in letzter Instanz wegen Steuerbetrugs. Dadurch wurde der Politiker den von Versicherungs- und Bankgroßaktionären geforderten Auflagen der “Ehrenhaftigkeit” nicht mehr gerecht. Der Beteiligungsabbau sollte innerhalb von 30 Monaten erfolgen. Fininvest klagte damals erfolgreich gegen die Anweisung der Aufsichtsbehörde, die dann auch von einem Berufungsgericht gekippt wurde. Da der Finanzdienstleister Mediolanum inzwischen in Banca Mediolanum mit einem Bankenstatus gewandelt wurde, hat nun die EZB eingegriffen.Berlusconi zählt gemeinsam mit seinem Jugendfreund Ennio Doris zu den Gründern des Finanzdienstleisters Mediolanum. Die beiden sind in einem Aktionärspakt vereint und kontrollieren gemeinsam mit 61 % die Mehrheit. Bankenchef Massimo Doris, der Sohn des Gründers, sagte zu dem EZB-Brief nur, dass die Kapitalposition der Bank intakt bleibe und das Institut nicht die Entscheidung der EZB anfechten werde. Bereits vor zwei Jahren, bevor das Berufungsgericht zugunsten Berlusconis entschieden hatte, zirkulierten Gerüchte, dass Doris die Anteile der Fininvest übernehmen würde. Fininvest hatte erst kürzlich die Beteiligung am Fußballclub AC Milan an chinesische Investoren verkauft.