Nagel und Villeroy de Galhau

EZB-Räte warnen vor Finanzrisiken durch Stablecoins

Bundesbankpräsident Joachim Nagel und der französische Notenbankchef François Villeroy de Galhau sehen Gefahren für die Finanzstabilität durch Stablecoins.

EZB-Räte warnen vor Finanzrisiken durch Stablecoins

EZB-Räte warnen vor Stablecoins

Nagel und Villeroy de Galhau sehen Risiken für die Finanzstabilität

mpi Frankfurt

Bundesbankpräsident Joachim Nagel beobachtet den Beginn eines „Goldrauschs“ bei Stablecoin, der zu einem Risiko für die Finanzstabilität werden könnte. Damit dies nicht geschieht, brauche es eine gute Regulierung, sagte Nagel am Freitag in einer Podiumsdiskussion mit seinem französischen Amtskollegen François Villeroy de Galhau bei der Veranstaltung „Berlin Global Dialogue“. „Ich hoffe weiterhin, dass wir hier mit den USA ein gemeinsames Verständnis für eine smarte Regulierung finden“, führte der Bundesbankpräsident aus.

Villeroy de Galhau lobte die Krypto-Regulierung Europas. „Die Leute lächeln, wenn ich sage, dass die EU Pionier bei der Regulierung ist, aber Micar ist ein gutes Regelwerk.“ Er begrüßte zudem, dass die USA mit dem Genius Act nachgezogen haben. Dies erhöhe die Finanzstabilität. „Ich halte Micar aber für besser als den Genius Act.“

Eine Einschätzung, die nicht alle teilen. Der Ökonom Peter Bofinger, der als einer der profiliertesten Experten für die Digitalisierung des Geldwesens gilt, bezeichnete Micar in einem Interview der Börsen-Zeitung als völlig daneben. „Micar verlangt, dass der Stablecoin zu 60% mit Bankeinlagen hinterlegt ist. So schafft man eine Verknüpfung zwischen der Stabilität von Stablecoins und der Bankenstabilität“, sagte er. „So kann sich eine Krise gegenseitig verstärken.“

Monetäre Souveränität in Gefahr

Meinungsverschiedenheiten zwischen Bofinger und den beiden EZB-Räten gibt es auch beim Thema digitaler Euro. Bofinger hält den digitalen Euro in seiner jetzigen Ausgestaltung für einen Fehler und für unnötig. Nagel und Villeroy de Galhau wiederum warben in Berlin für das Projekt der Europäischen Zentralbank. „Wir müssen die monetäre Souveränität bewahren“, sagte der Franzose. In einer Welt, in der zunehmend digital bezahlt wird, brauche es auch digitales Zentralbankgeld.

Villeroy de Galhau verwies auf Schwellenländer, in denen die in Dollar denominierten Stablecoins zunehmend zu einer Dollarisierung führen und so ein Problem für die Geldpolitik und die Finanzstabilität werden. Vor dieser Gefahr hatte auch jüngst der Internationale Währungsfonds (IWF) auf seiner Jahrestagung in Washington gewarnt. Auch wenn die EZB dank des starken Euro von diesem Szenario sehr weit entfernt ist, braucht es in der Eurozone laut Villeroy de Galhau digitales Zentralbankgeld.

Europäische Initiative

Dieses werde und solle aber nicht private Lösungen wie Stablecoins verdrängen. Es gebe für beides Platz und Bedarf im Finanzsystem. Nagel würde es begrüßen, wenn es künftig mehr mit Euro hinterlegte Stablecoins auf dem Markt gibt. „Es ist in unserem eigenen Interesse, wenn der Dollar bei Stablecoins nicht zu stark dominiert.“

Derzeit sind rund 99% aller weltweiten Stablecoins mit Dollar hinterlegt. Damit sich dies ändert, hat sich unter anderem ein europäisches Konsortium von neun Banken gebildet. Dieses möchte im kommenden Jahr einen Micar-konformen Stablecoin auf Euro-Basis auf den Markt bringen. Zum Konsortium gehören DekaBank, ING, Banca Sella, KBC, Danske Bank, Unicredit, SEB, CaixaBank und Raiffeisen Bank International. Die Institute begründen ihren Schritt unter auch damit, dadurch die europäische Souveränität im Zahlungsverkehr gewährleisten zu wollen. Ein Argument, dass auch die EZB immer anführt bei ihren Plänen für den digitalen Euro.