Zinsentscheid

EZB verlängert Zinspause und passt Inflationsprognose an

Die EZB belässt die Leitzinsen auf ihren aktuellen Niveaus. Außerdem rechnet sie kurzfristig mit mehr Inflation und Wirtschaftswachstum.

EZB verlängert Zinspause und passt Inflationsprognose an

Die EZB belässt ihren für die Geldpolitik entscheidenden Einlagensatz bei 2,0%. Dies teilte die Notenbank am Donnerstag in Frankfurt mit. „Die Inflation liegt zurzeit in der Nähe des mittelfristigen Zielwerts von 2%, und die Beurteilung der Inflationsaussichten durch den EZB-Rat ist weitgehend unverändert“, heißt es in der Stellungnahme der Notenbank. Damit verbleiben die Leitzinsen seit Juni auf ihren jetzigen Niveaus.

An den Finanzmärkten wird spekuliert, dass die EZB in den kommenden Monaten eine letzte Zinssenkung in diesem Zyklus beschließen könnte, um das Risiko einer mittelfristig zu niedrigen Inflation zu minimieren. Aus dem jüngsten Sitzungsprotokoll der EZB geht hervor, dass einige Ratsmitglieder die Befürchtung haben, dass die Auswirkungen des Handelskonflikts der USA mit dem Rest der Welt die Teuerung im Euroraum stark dämpfen könnten.

Kurzfristig höhere Inflation

In den neuen Projektionen der EZB-Mitarbeiter ist dies nicht ersichtlich. Sie erwarten für das laufende Jahr nun eine durchschnittliche Inflationsrate von 2,1 statt 2,0%. Im kommenden Jahr fällt das Unterschießen des Inflationsziels geringer aus als zuvor prognostiziert. Die Projektion liegt bei 1,7%, nach zuvor 1,6%. Für 2027 rechnet die EZB nun mit 1,9% (zuvor 2,0%).

Die EZB hatte in den vergangenen Monaten bereits signalisiert, dass sie ein vorübergehendes Abweichen vom Inflationsziel toleriert und nur bei einer signifikanten Abweichung in der mittleren Frist mit einer Zinsanpassung reagiert. „Die erfolgte Strategieüberprüfung verschafft der EZB zusätzliche Freiräume, was sich in einer etwas höheren Toleranz gegenüber leichten Inflationsabweichungen vom Zielwert in beide Richtungen äußern dürfte“, sagte Konstantin Veit, Portfoliomanager bei Pimco. „Das gilt allerdings nur, solange die Inflationserwartungen fest verankert bleiben.“

Mehr Wachstum in diesem Jahr

Die Projektion für das Wirtschaftswachstum für 2025 fällt ein gutes Stück höher aus. Für das laufende Jahr erwarten die Ökonomen ein Wachstum von 1,2% statt 0,9%. Für 2026 rechnen sie nun mit 1,0% nach bisher 1,1%. Die Prognose für 2027 liegt weiterhin bei 1,3%. „Das Wachstum befindet sich in einem akzeptablen Bereich und der Arbeitsmarkt bleibt robust, sodass keine dringende Notwendigkeit für Zinssenkungen besteht“, sagte Katharine Neiss, Chefökonomin für Europa bei PGIM Fixed Income. Sie hält eine Lockerung der Geldpolitik Anfang 2026 für denkbar.

Die Ökonomen der DZ Bank erwarten eine frühere Zinssenkung. „Ein perspektivisch nachlassender Inflationsdruck sollte unserer Einschätzung nach den Tauben im EZB-Rat wieder Rückenwind liefern“, sagte Christian Reicherter, Zinsanalyst bei der Bank. „Bis zum Jahresende rechnen wir noch mit einem letzten Lockerungsschritt der Notenbank.“

Veit hält den Zinszyklus dagegen für bereits abgeschlossen. „Wir gehen davon aus, dass die EZB ihren konventionellen geldpolitischen Spielraum bewahren möchte“, sagte er. „Sie wird außerdem das Risiko minimieren wollen, nach Erreichen des Endzinssatzes direkt wieder gegensteuern zu müssen.“