Konjunktur

Fed-Protokoll und US-Daten befeuern Zinsspekulationen

Wie geht es weiter mit der US-Wirtschaft und der US-Geldpolitik? Diese Frage treibt weltweit Marktteilnehmer und Ökonomen um. Das jüngste Fed-Sitzungsprotokoll und frische Daten liefern nun neue Erkenntnisse.

Fed-Protokoll und US-Daten befeuern Zinsspekulationen

Fed-Protokoll und US-Daten befeuern Zinsspekulationen

Notenbanker mit Neigung zu weiterer Anhebung – US-Arbeitsmarkt sehr robust – Frühindikatoren signalisieren Rezession

ms Frankfurt

Das Protokoll der Fed-Sitzung im Juli und neue US-Konjunkturdaten haben am Donnerstag Spekulationen befeuert, dass die US-Notenbank ihren Leitzins doch noch weiter anheben könnte. Laut dem Sitzungsprotokoll haben viele Notenbanker im Juli der zu hohen Inflation Priorität gegenüber den Wachstumsrisiken eingeräumt, und die Daten schürten mehrheitlich die Zuversicht, dass der US-Wirtschaft eine weiche Landung gelingt. Bislang sind die meisten Experten aber weiter davon überzeugt, dass die Fed den Zinsgipfel erreicht hat.

Die Fed hat im Kampf gegen die zeitweise viel zu hohe Inflation ihren Leitzins seit März 2022 um insgesamt 525 Basispunkte angehoben und damit so aggressiv wie seit den 1980er Jahren nicht mehr. Im Juli hatte sie nach einer Zinserhöhungspause im Vormonat erneut 25 Basispunkte nachgelegt. Unklar ist jetzt, wie es weitergeht. Die Inflation hat deutlich nachgelassen, liegt aber immer noch oberhalb des 2-Prozent-Ziels der Fed. Zugleich wächst die Angst vor einer Rezession, während sich die Wirtschaft bislang überraschend robust hält. Die Verfassung der weltgrößten Volkswirtschaft und die Geldpolitik der wichtigsten Zentralbank sind weltweit von immenser Bedeutung.

Laut dem am Donnerstag veröffentlichten Sitzungsprotokoll tendieren die US-Notenbanker nach wie vor zu einer weiteren Zinsstraffung – so wie sie es auch in ihren Prognosen im Juni angedeutet hatten, als sie eine Zinserhöhung im Juli und eine weitere vor Jahresende vorhersagten. „Da die Inflation immer noch deutlich über dem längerfristigen Ziel des Ausschusses liegt und der Arbeitsmarkt angespannt bleibt, sehen die meisten Teilnehmer weiterhin erhebliche Aufwärtsrisiken für die Inflation, die eine weitere Straffung der Geldpolitik erforderlich machen könnten“, heißt es in dem Protokoll.

Insgesamt zeichnet das Protokoll aber ein ausgewogenes Bild. Einige Teilnehmer verwiesen auch auf die Risiken für die Konjunktur und betonten die Unsicherheit über die verzögerte Wirkung der Zinserhöhungen. „Das Protokoll deutet eine Tendenz zu Zinserhöhungen an, aber wir denken nicht, dass die Fed das durchziehen wird“, sagte James Knightley, Chief International Economist der ING. Tatsächlich gehen die meisten Experten weiter davon aus, dass die Juli-Zinserhöhung die letzte war. Robustes Wachstum und höherer Preisdruck könnten das aber ändern.

Neue Daten untermauerten am Donnerstag auf jeden Fall die Robustheit der US-Wirtschaft. So sank die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA in der vergangenen Woche auf 239.000, wie das US-Arbeitsministerium mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit 240.000 gerechnet, nach aufwärts revidiert 250.000 zuvor. Der weniger stark schwankende Vierwochenschnitt stieg indes auf 234.250. Die Fed befürchtet vor allem, dass bei hoher Inflation ein angespannter Arbeitsmarkt zu einer Lohn-Preis-Spirale führen könnte.

Positiv überraschte am Donnerstag auch das Geschäftsklima in der US-Region Philadelphia im August. Dieses signalisierte wieder ein Wachstum der Industrie. Der Philly-Fed-Index stieg von –13,5 Punkten im Vormonat auf +12,0 Punkte, wie die regionale Zentralbank mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt lediglich mit einem Anstieg auf –10,4 Punkte gerechnet.

Dagegen ging der Index der Frühindikatoren (LEI) des Forschungsinstituts Conference Board im Juli um weitere 0,4% auf 105,8 Zähler zurück, wie am Donnerstag bekannt wurde. Das war von Volkswirten erwartet worden, markiert aber dennoch den 16. Rückgang in Folge und signalisiert eine Rezession. "Allerdings ist dieses Rezessionssignal nicht mehr so stark wie in der Vergangenheit, da es nur von wenigen stark negativen Komponenten getragen wird", sagte Michael Pearce, US-Volkswirt bei Oxford Economics.

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