Gastkommentar:Klaus Wiener

Fed – Trumps Spiel mit dem Feuer

Der politische Druck des US-Präsidenten auf die Notenbank könnte nach hinten losgehen und einen eklatanten Zinsanstieg provozieren.

Fed – Trumps Spiel mit dem Feuer

Gastkommentar: Klaus Wiener

Trumps Spiel mit dem Feuer

Der politische Druck auf die Notenbank könnte einen eklatanten Zinsanstieg provozieren

Von Klaus Wiener (MdB)

Immer wieder hat US-Präsident Donald Trump den US-Notenbankchef Jerome Powell in den letzten Wochen massiv angegriffen. Einen großen „Loser“ hat er ihn öffentlich genannt oder „Mr. Zu Spät“. Warum diese verbalen Attacken, die in der jüngeren Wirtschaftsgeschichte ohne Beispiel sind? Ganz einfach: Trump will, dass die US-Zentralbank die Zinsen schneller und deutlicher senkt, damit die absehbaren wirtschaftlichen Folgen seiner fehlgeleiteten Handelspolitik kaschiert werden. Am Mittwoch forderte Trump die Fed gar zu Zinssenkungen um 100 Basispunkte kommende Woche auf.

Problematisch für den amerikanischen Präsidenten: Die USA müssen im nächsten Jahr einen nennenswerten Teil ihrer Schulden refinanzieren. Für Staatsanleihen in Höhe von 9 Bill. Dollar gilt es, neue Käufer zu finden. Dies entspricht nicht weniger als einem Drittel aller von der Öffentlichkeit gehaltenen Staatsschulden von 27 Bill. Dollar. Da wären niedrige Zinsen hilfreich.

Trump irrt allerdings, wenn er glaubt, dass Leitzinssenkungen um jeden Preis zum gewünschten Effekt führen. Notenbanken können in der Regel nur die kurzfristigen Zinsen steuern. Aber die sind weder für die Finanzierung der Staatsschuld besonders relevant noch für die Finanzierung der Wirtschaft. Hier spielt das Zinsniveau in den längeren Laufzeiten eine viel wichtigere Rolle. Staaten begeben das Gros ihrer Anleihen mit langen Laufzeiten von bis zu 30 Jahren. Ähnlich lange Laufzeiten spielen bei Baukrediten der privaten Haushalte eine Rolle. Der größte Anteil dieser Kredite hat in den USA Laufzeiten von 15 bis 30 Jahren; variabel wird nur ein kleiner Teil verzinst. Und auch Unternehmen, die Anleihen begeben, verschulden sich in der Regel für mehrere Jahre.

Geringer Effekt durch Leitzins

Die Zinsen in den längeren Laufzeiten hängen aber nur sehr bedingt von den Leitzinsen ab. In der Regel führen sinkende Leitzinsen zwar dazu, dass auch die Zinsen in den längeren Laufzeiten fallen. Dies geschieht aber nur, wenn die Inflationserwartungen stabil sind. Führen Zinssenkungen der Notenbanken dazu, dass die Inflationserwartungen steigen – etwa, weil niedrige Leitzinsen politisch opportun, ökonomisch aber nicht ratsam sind – dann kann dies sogar zu einem gegenteiligen Effekt führen: Trotz sinkender Leitzinsen steigen die Zinsen in den längeren Laufzeiten.

Genau deshalb ist es so wichtig, dass Notenbanken glaubwürdig sind. Die Markteilnehmer müssen ihnen abnehmen, dass sie die Inflation dauerhaft im Zaum halten und die Leitzinsen nur in dem Maße senken, wie die Preisstabilität gewahrt bleibt. Diese Glaubwürdigkeit wird jedoch schwer beschädigt, wenn Notenbanken politisch unter Druck gesetzt werden. Mittlerweile hat der Oberste Gerichtshof in den USA klargestellt: Der US-Präsident kann den Notenbankchef nicht ohne weiteres entlassen; die Fed genießt aufgrund ihrer hohen Verantwortung für Preisstabilität und Beschäftigung einen besonderen Schutz. Im Frühjahr 2026 steht aber die Neubesetzung des Fed-Chairs an. Hier wäre eine Benennung mit einer Person, die sich in der Erwartung der Finanzmärkte politischem Druck beugen könnte, problematisch. 

Glaubwürdigkeit zählt

Dass der US-Anleihemarkt alarmiert ist, haben die letzten Wochen gezeigt. Der Ausverkauf an den Bondmärkten hat zu einem deutlichen Zinsanstieg in den längeren Laufzeiten geführt. Dieser war bislang vor allem der Zoll- und Finanzpolitik der US-Administration geschuldet. Sie hat zu höheren Inflationserwartungen geführt. Setzt der US-Präsident seine Angriffe auf die Fed aber weiter fort, würde ein noch viel stärkerer Zinsanstieg drohen – mit erheblichen Konsequenzen für die amerikanische Wirtschaft, den US-Staatshaushalt und die weltweiten Finanzmärkte. Donald Trump wäre gut beraten, dieses Spiel mit dem Feuer zu beenden und an der Unabhängigkeit der US-Notenbank nicht weiter zu rütteln. 

Klaus Wiener ist Bundestagsabgeordneter und für die CDU/CSU-Fraktion Mitglied im Finanzausschuss und im Wirtschaftsausschuss.  

Klaus Wiener

Bundestagsabgeordneter und für die CDU/CSU-Fraktion im Finanzausschuss und im Wirtschaftsausschuss.