Frohe Botschaften allüberall
Für den Bundestag dürfte es in diesem Jahr eine frohe Botschaft, aber auch eine besondere Mahnung sein. Zum dritten Advent – ins Parlament in Berlin aber erst einen Tag später – kommt das Friedenslicht nach Deutschland. Entzündet wird es traditionell in der Geburtsgrotte Jesu von einem österreichischen Kind und von dort durch die Pfadfinder in viele Länder verteilt. Im Bundestag nimmt die Grünen-Politikerin und Vizepräsidentin des Hohen Hauses, Claudia Roth, das Licht in Empfang – ein schöner Fototermin. Es wird in einer kleinen Holzlaterne brennen und die Abgeordneten daran erinnern, Frieden sowie Toleranz zu wahren und sich auf christliche Werte zu besinnen. Dies ist durchaus angebracht, denn seit die Alternative für Deutschland in den Bundestag eingezogen ist, ist der Ton rauer, polemisch und auch beleidigend geworden. Besser wird Politik dadurch nicht. Hilfreich wäre es deshalb gewesen, das Licht etwas früher ins Parlament zu bringen. Denn die Sitzungswochen des Bundestags sind für 2018 vorbei. Die Abgeordneten kehren erst Mitte Januar aus ihren Wahlkreisen zur ersten Plenarwoche im neuen Jahr zurück. Bis dahin brennt das Licht sehr allein vor sich hin. *Eine frohe Botschaft kommt in dieser Adventszeit nicht nur von den Kirchen, sondern es gibt sie auch für die christlichen Organisationen hierzulande. Trotz sinkender Mitgliederzahlen in der katholischen und der evangelischen Kirche sind die Steuereinnahmen gestiegen. Dies hat das Wirtschaftsforschungsinstitut IW ermittelt. Es ist schon deshalb interessant, weil die Kirchensteuer als eigene Kategorie in der Steuerschätzung nie auftaucht. Die Einnahmen fließen auch nicht in den Steuersäckel der Gebietskörperschaft, sondern stehen den Kirchen direkt zu. Die Einnahmen sind mit 12,6 Mrd. Euro – rund 500 Mill. Euro mehr als ein Jahr zuvor – durchaus beträchtlich. Sie liegen in der Größenordnung der Versicherungssteuer, der Tabaksteuer, der Grunderwerbsteuer oder der Grundsteuer. Weil die Kirchensteuer rechtlich wie eine Spende behandelt wird, mindert sie die Lohn- und Einkommensteuer. Der Staat verliert laut IW damit rund 4 Mrd. Euro an Steuereinnahmen. Die Finanzverwaltungen der Länder profitieren aber auch, da sie den Kirchen durchschnittlich 3 % des Aufkommens für die Erhebung in Rechnung stellen und damit knapp 400 Mill. Euro erhalten.2017 waren fast 45 Millionen Menschen Kirchenmitglieder, 2004 lag die Zahl noch bei 51,6 Millionen, ohne dass die Bevölkerungszahl geschrumpft wäre. Da es hierzulande mehr Katholiken als Protestanten gibt, erhält die katholische Kirche 54 % der Einnahmen und die evangelische Kirche nur 46 %. Gute Nachrichten hat das IW für die Kirchen auch mit Blick auf die Zukunft. Selbst wenn die Mitgliederzahl künftig um 400 000 bis 500 000 pro Jahr weiter sinkt, werden sich die Einnahmen bis 2023 im Vergleich zu 2004 mehr als verdoppeln. Hohe Beschäftigung und der progressive Steuertarif nutzen auch den Kirchen.