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G20 sieht „kritischen Moment“ für Weltwirtschaft

Der Ukraine-Krieg hat den G20-Gipfel auf Bali überschattet. Gleichwohl gab es auch andere Themen: die Lage der Weltwirtschaft, die hohe Inflation, den Kampf gegen Klimawandel und Hunger. Nicht alle Ergebnisse überzeugten.

G20 sieht „kritischen Moment“ für Weltwirtschaft

ms Frankfurt

– Auch wenn Russlands Präsident Wladimir Putin dem G20-Gipfel auf Bali demonstrativ ferngeblieben ist – Russland und der Ukraine-Krieg haben das am Mittwoch zu Ende gegangene zweitägige Treffen auf der indonesischen Insel dominiert und überschattet. Und das umso mehr nach der Meldung eines tödlichen Raketeneinschlags in Polen (siehe Text oben auf der Seite). Für andere Themen blieb da weniger Zeit und Aufmerksamkeit – und die Ergebnisse ernteten teilweise gleich einige Kritik.

Mit Blick auf die Weltwirtschaft ist in der Abschlusserklärung der Staats- und Regierungschefs der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer warnend von einem „kritischen Moment“ die Rede. Bereits vor dem Treffen hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) gemahnt, dass sich die Aussichten für die globale Wirtschaft in den vergangenen Monaten noch einmal verschlechtert hätten. Bereits im Oktober hatte der Fonds seine Prognosen für das globale Wachstum erneut nach unten geschraubt – auf 3,2% für dieses und 2,7% für nächstes Jahr. Auf Bali warnte IWF-Chefin Georgiewa, dass eine Teilung der Weltwirtschaft in Blocks und Protektionismus die jährliche Wirtschaftsleistung um mindestens 1,5% reduzieren könnten.

In der Abschlusserklärung der G20 heißt es nun, es sei „von entscheidender Bedeutung, dass die G20 greifbare, präzise, zügige und notwendige Maßnahmen ergreift und dabei alle verfügbaren politischen Instrumente einsetzt, um gemeinsame Herausforderungen zu bewältigen, auch durch internationale makropolitische Zusammenarbeit und konkrete Kooperationen“. Konkreter wird die Erklärung aber kaum. Die Staaten verpflichten sich erneut zu „fiskalischer Nachhaltigkeit“, und der Welthandel und die internationalen Lieferketten sollen gestärkt werden.

Mit Sorge sehen auch die Staats- und Regierungschefs die vielerorts viel zu hohe und hartnäckige Inflation. Die Teuerung werde genau beobachtet und die Geldpolitik weiterhin angemessen angepasst, heißt es in der Abschlusserklärung. Entscheidend sei, die Inflationserwartungen unter Kontrolle zu halten. Weltweit haben Zentralbanken zuletzt ihre Geldpolitik in einem Maße verschärft wie seit Jahrzehnten nicht. Zugleich wächst aber die Sorge vor einer Rezession. Der IWF hatte vor dem Treffen gemahnt, dass die Inflationsbekämpfung trotz des Abschwungs Priorität haben müsse.

Im Kampf gegen die Erderwärmung ruft die G20 zu mehr Anstrengungen auf. Sie untermauerte das Bekenntnis zum Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Kritiker beklagten das laut dpa-afx als „warme Worte“. Das Treffen habe der parallel laufenden Weltklimakonferenz (COP27) in Ägypten keine Impulse gegeben.

„Tief besorgt“ äußerten sich die G20-Staaten über die zunehmende globale Ernährungskrise. Sie versprachen, „alle verfügbaren Werkzeuge“ zu nutzen, um Hunger zu verhindern. Kritiker bemängeln jedoch, dass keine neuen Hilfen zugesagt wurden. UN-Programme seien zu 60% unterfinanziert. Zugleich setzte sich die G20 für die Verlängerung des Abkommens über den Export von ukrainischem Getreide ein, das am Wochenende ausläuft.

Keine großen Erfolge gab es beim Thema Energiesicherheit, die vor allem in Europa durch die drastisch gesunkenen Lieferungen von Öl und Gas aus Russland gefährdet ist. Die Versorgung müsse gesichert und Märkte müssten stabilisiert werden, heißt es lediglich. Der Wandel zu nachhaltigen und bezahlbaren Energien solle beschleunigt werden.

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