NOTIERT IN MADRID

Gelbe Revolten auch in Spanien

Die Proteste der "Gelbwesten" in Frankreich sind auch in Spanien zu spüren. Am Samstag blockierten die französischen Demonstranten erneut die Autobahnen zu den Grenzübergängen ins Nachbarland. Wer es dennoch bis nach Katalonien schaffte, wurde...

Gelbe Revolten auch in Spanien

Die Proteste der “Gelbwesten” in Frankreich sind auch in Spanien zu spüren. Am Samstag blockierten die französischen Demonstranten erneut die Autobahnen zu den Grenzübergängen ins Nachbarland. Wer es dennoch bis nach Katalonien schaffte, wurde einige Kilometer weiter erneut aufgehalten. Die AP-7, die Hauptautobahn entlang der Mittelmeerküste, war vor Tarragona ebenfalls mit Barrikaden verrammelt. Urheber waren die selbst ernannten “Komitees zur Verteidigung der Republik”, kurz CDR. Diese radikalen Verfechter der Unabhängigkeit Kataloniens huldigen ebenfalls der Farbe Gelb, in diesem Fall als Symbol für den Protest gegen die Inhaftierung der separatistischen Politiker, die seit über einem Jahr wegen der Unabhängigkeitserklärung in Untersuchungshaft sitzen. Die CDR stellen gelbe Kreuze auf, kleben gelbe Bänder an Laternen, Balkone und sogar die Weihnachtskrippe des Rathauses von Barcelona und färben auch schon mal die Haustüren von ungeliebten Richtern und Verfechtern der Einheit Spaniens gelb ein.Was den langjährigen Konflikt zwischen den “Independentistas”, die Abstimmungsergebnissen und Umfragen nach nicht einmal die Hälfte der Bevölkerung Kataloniens ausmachen, und dem Rest der Gesellschaft nun wieder anheizt, ist die Haltung der von den Separatisten geführten katalanischen Regierung zu den Übergriffen der CDR. Am Samstag konnten die “Verteidiger der Republik” 17 Stunden lang die AP-7 blockieren, ohne dass die autonome katalanische Polizei, die Mossos d’Esquadra, eingegriffen hätte. Diese Passivität ist damit zu erklären, dass die Mossos, die der katalanischen Regierung unterstehen, Tage zuvor hart gegen Demonstranten vorgegangen waren, die gegen eine Veranstaltung der rechtsradikalen Partei Vox protestierten. Dafür bekamen die katalanischen Polizisten einen Rüffel vom Ministerpräsidenten Quim Torra. In Madrid hegt man nun Zweifel daran, ob die Mossos die Sicherheit und Ordnung in Katalonien überhaupt garantieren dürfen. Dies ist wichtig im Hinblick auf den 21. Dezember, wenn Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez und sein Kabinett in Barcelona tagen wollen.Was als weitere Geste der Symbolpolitik zur Entschärfung des Konflikts dienen sollte, wird jetzt zum Sicherheitsproblem. Denn die CDR drohen damit, an diesem Tag die katalanische Hauptstadt lahmzulegen. Die sozialistische Minderheitsregierung von Sánchez erwägt, Beamte der Nationalen Polizei nach Barcelona zu verlegen, um die Ordnung aufrechtzuerhalten. Das wiederum weckt Erinnerungen an das vom Verfassungsgericht untersagte Unabhängigkeitsreferendum vom Oktober 2017, als nach Katalonien verlegte Polizisten auf Teilnehmer der Abstimmung einprügelten. Torra hat Benzin ins Feuer gegossen, indem er von einer “slowenischen Lösung” für Katalonien sprach. Die Abspaltung Sloweniens von Jugoslawien 1991 kostete rund 70 Menschenleben. *In Madrid konnten die Sicherheitsbehörden dagegen mit einem beispiellosen Großaufgebot am Wochenende einen Erfolg feiern. Entgegen vielen Befürchtungen blieb es rund um das Endspiel der Copa de Libertadores, der südamerikanischen Vereinsmeisterschaft, zwischen den tief verfeindeten Traditionsklubs aus Buenos Aires, Boca Juniors und River Plate, friedlich. In einer umstrittenen Entscheidung hatte der südamerikanische Fußballverband Conmebol das Rückspiel wegen Ausschreitungen in Argentinien in die spanische Hauptstadt verlegt. River Plate eroberte schließlich das lateinamerikanische Pendant zur Champions League, 10 000 Kilometer von Buenos Aires entfernt. Der Präsident der spanischen Liga, Javier Tebas, sah in diesem Spiel den Beleg für die Internationalisierung des Fußballs und konkret für seine eigenen kontroversen Pläne für ein Ligaspiel zwischen dem FC Barcelona und Girona in Miami. Tebas sieht La Liga als einen weltweiten Unterhaltungskonzern, der im Wettbewerb mit der englischen Premier League bestehen muss. Doch der spanische Verband, die Spielervereinigung und die Fifa sind gegen die Austragung des katalanischen Derbys in Florida. Am Montag sagt aber auch der FC Barcelona, die inoffizielle Nationalmannschaft Kataloniens, ab.