Inflation

Gemischte Signale für Bank of Japan vor Zinsentscheid

Die Verbraucherpreise in Japan legen zu und befinden sich zum fünfzehnten Mal in Folge über den Inflationsziel der Notenbank. Eine Zinswende kommende Woche gilt dennoch als unwahrscheinlich. Umstritten ist zudem eine andere Maßnahme der japanischen Notenbank.

Gemischte Signale für Bank of Japan vor Zinsentscheid

Gemischte Signale für Bank of Japan

Teuerung im Juni bei 3,3 Prozent – Ökonomen gehen von höheren Inflationserwartungen aus

mpi Frankfurt

Eine Woche vor der Zinssitzung der japanischen Notenbank am kommenden Donnerstag und Freitag verdichten sich die Anzeichen, dass die Inflation in Japan hartnäckiger ist als von den Währungshütern bislang vermutet. Die Verbraucherpreise ohne Berücksichtigung von frischen Lebensmitteln legten im Juni um 3,3% zu. Dies teilte die japanische Regierung am Freitag in Tokio mit. Im Mai lag die Teuerungsrate noch bei 3,2%. Ihren Höhepunkt hatte die Inflation im Januar mit 4,3% – was einem 41-Jahres-Hoch entspricht.

Die Inflationsrate ohne die schwankungsanfälligen Energiepreise lag im Juni bei 4,2%. Damit ist sie im Vergleich zum Mai geringfügig gesunken, als sie mit 4,3% den höchsten Stand seit 40 Jahren erreicht hatte. Der Rückgang im Juni ist der erste seit Januar 2022. Die Inflationsrate ohne Energiepreise gilt als guter Gradmesser für den zugrundliegenden Preisdruck – ähnlich der Kerninflation in der Eurozone.

Die Teuerungsrate der Verbraucherpreise liegt inzwischen zum 15. Mal in Folge über dem Inflationsziel der Bank of Japan (BoJ). Dieses liegt bei 2%. Trotz des seit langem verfehlten Teuerungsziels hält die Notenbank bislang an ihrer ultralockeren Geldpolitik fest. Der Leitzins in Japan liegt mit −0,1% im negativen Bereich. Japans Notenbankchef Kazuo Ueda begründet die Niedrigzinspolitik damit, dass die BoJ nicht davon ausgeht, dass die Preissteigerungen nachhaltig sind.

Ökonomen uneins über Inflationsentwicklung in Japan

Auch wenn von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Ökonomen davon ausgehen, dass die Notenbank ihre Inflationsprognose für 2024 kommende Woche von 1,8% auf 2,3% anheben wird, erwartet die große Mehrheit der Analysten, dass die BoJ ihre ultralockere Geldpolitik beibehalten wird. „Der derzeit starke Inflationswert bedeutet nicht, dass die BoJ größere politische Änderungen vornehmen wird“, sagte Masamichi Adachi, Ökonom bei UBS Securities. „Es ist ziemlich klar, dass sich die Inflation verlangsamen wird, da die importbedingten Preissteigerungen nachlassen.“

Anders sieht es die US-Investmentbank Morgan Stanley in einem Report zu den Inflationszahlen. „Wir gehen davon aus, dass die zugrunde liegende Inflation erhöht bleiben wird, ohne im Vergleich zum Vorjahr zu schrumpfen.“ Auch die japanische Regierung geht von einer hartnäckigen Teuerung aus und prognostiziert für 2024 eine Inflationsrate von 2,6%.

Kontroverse Zinskurvenkontrolle

Bei der Zinssitzung kommende Woche geht es neben der Frage um eine mögliche Leitzinserhöhung auch darum, ob die BoJ an ihrem Instrument der Zinskurvenkontrolle festhält. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet mit Berufung auf Insider, dass dies der Fall ist. Die Notenbanker würden weitere Daten wie die Entwicklung der Unternehmensgewinne und Löhne auswerten wollen, ehe es Überlegungen über eine Anpassung gebe.

Mit der Zinskurvensteuerung hält die BoJ die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen in einem Korridor von −0,5% bis +0,5%. Dieses Instrument ist nicht zuletzt angesichts des derzeit hohen zugrundeliegenden Preisdrucks in Japan umstritten.

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