Gerhard Schröder 75
wf – Mit der Agenda 2010 hat Gerhard Schröder den Grundstein für ein anhaltendes zweites Wirtschaftswunder am Arbeitsmarkt gelegt. Bei einem Höchststand von Arbeitslosen führten die Hartz-Reformen vom Frühjahr 2003 zu deutlichen Einschnitten bei der Unterstützung und verlangten mehr Einsatz der Betroffenen bei der Jobsuche. Die Verwaltung wurde gründlich umgekrempelt. Ein staatlich geförderter Niedriglohnsektor erleichterte die Rückkehr in den Arbeitsmarkt.Dem SPD-Politiker selbst brachte die Reform wenig Glück. Es war seine zweite Amtsperiode als Bundeskanzler. Nachdem Schröder bei der Bundestagswahl 1998 Helmut Kohl (CDU) aus dem Amt gehoben hatte, gewann er die Wahl 2002 nur knapp und überraschend. Die Hartz-Reformen führten zu einem deutlichen Popularitätsverlust, auch in der eigenen Partei, die Schröder für den Sozialabbau kritisierte. Im Februar 2004 gab er den SPD-Parteivorsitz ab. Nach dem Verlust der SPD bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen verlor Schröder im Sommer 2005 die Vertrauensfrage im Bundestag. Die vorzeitige Neuwahl im Herbst führte zur Kanzlerschaft Angela Merkels (CDU).Von 1990 bis 1998 war der frühere Juso-Vorsitzende Ministerpräsident von Niedersachsen. Die Landesbeteiligung an VW und sein Verständnis für die Branche trugen Schröder den Titel des Autokanzlers ein.Nach seiner politischen Karriere wurde Schröder wieder Anwalt und betätigt sich als Wirtschaftslobbyist. Er ist im Aufsichtsrat der Ostsee-Pipeline Nord Stream sowie des russischen Mineralölunternehmens Rosneft. Seine persönliche Nähe zu Russlands Präsident Wladimir Putin sieht so mancher mit Unbehagen – besonders nach der Annexion der Krim. Am 7. April vollendet Schröder sein 75. Lebensjahr. An der Seite seiner 2018 angetrauten fünften Ehefrau, der Koreanerin Soyeon Kim (50), ist er wieder bei vielfältigen gesellschaftlichen Gelegenheiten zu sehen.