Staatsfinanzen

Globale Schulden klettern auf Rekordhoch

Der globale Schuldenberg ist im erste Quartal auf ein Rekordhoch von 305 Bill. Dollar gewachsen. Der internationale Bankenverband macht sich vor allem wegen der restriktiv gewordenen Finanzierungsbedingungen Sorgen.

Globale Schulden klettern auf Rekordhoch

Globale Schulden klettern auf Rekordhoch

ba Frankfurt

Die globale Verschuldung ist Berechnungen des internationalen Bankenverbands IIF zufolge im ersten Quartal 2023 auf ein Rekordhoch von 305 Bill. Dollar gestiegen – und wird „voraussichtlich weiter rasch zulegen“. Dabei ist der Schuldenberg insbesondere in den Schwellenländern kräftig gewachsen. „Die Kombination aus hoher Verschuldung und steigenden Zinssätzen hat die Schuldendienstkosten in die Höhe getrieben und gibt Anlass zur Sorge über die Verschuldung im Finanzsystem“, mahnte das Institute of International Finance (IIF). Da die Finanzbedingungen so restriktiv wie seit der globalen Finanzkrise 2008/09 nicht mehr seien, „würde eine Kreditklemme zu höheren Ausfallquoten und mehr ,Zombie-Firmen’ führen“. Bereits jetzt könnten etwa 14% der börsennotierten US-Unternehmen als „Zombies“ betrachtet werden, vor allem aus den Bereichen Gesundheitswesen und Informationstechnologie.

Zu Jahresbeginn ist der Schuldenberg wegen des verlangsamten Zinserhöhungskurses der Zentralbanken zum zweiten Mal in Folge gestiegen, und zwar um über 8,3 Bill. Dollar. Zuvor gab es während der beispiellosen geldpolitischen Straffung 2022 zwei Quartale mit starken Rückgängen. Mittlerweile übersteigt die Verschuldung das Vor-Corona-Niveau um 45 Bill. Euro. Während sich die globale Verschuldung im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung bei 335% stabilisiert hat, verzeichnen laut IIF fast 75% der Schwellenländer einen Anstieg. Nach rund 75 Bill. Euro im Vor-Corona-Jahr 2019 liegt die Gesamtverschuldung der Schwellenländer nun auf dem Allzeithoch von 100 Bill. Dollar bzw. 250% der Wirtschaftskraft. Die größten Zuwächse gab es in China, Mexiko, Brasilien, Indien und der Türkei.

Trotz der Besorgnis über eine mögliche Kreditklemme nach den jüngsten Turbulenzen im Bankensektor der USA und der Schweiz bleibt dem IIF-Bericht zufolge der staatliche Kreditbedarf hoch. Eine Kombination von Faktoren wie die Alterung der Bevölkerung, steigende Gesundheitskosten und erhebliche Lücken in der Klimafinanzierung werde die Staatshaushalte weiter unter Druck setzen. Die zunehmenden geopolitischen Spannungen würden laut IIF voraussichtlich auch mittelfristig zu einem weiteren Anstieg der Verteidigungsausgaben führen, was sich auf das Kreditprofil der Regierungen und der Privatwirtschaft auswirken könnte. „Sollte sich dieser Trend fortsetzen, wird dies erhebliche Auswirkungen auf die internationalen Schuldenmärkte haben, insbesondere wenn die Zinsen länger hoch bleiben“, mahnte der IIF.

Dass mehrere große Schwellenländer von der jüngsten Abschwächung des Dollar und der Verlangsamung der Zinserhöhungen in den Industrienationen profitiert haben, zeige sich in den positiven Portfoliokapitalflüssen seit Anfang des Jahres. Im Gegensatz dazu hätten aber viele kleinere hochverzinsliche Staaten wegen höherer Kreditkosten weiter nur begrenzten Zugang zu den Eurobond-Märkten. Da sich der Zinsunterschied zwischen den Schwellenländern und den reifen Märkten verringere, seien Schwellenländeranleihen in Landeswährung für ausländische Anleger weniger attraktiv. „Dies könnte die Kapazität und Fähigkeit einiger Länder beeinträchtigen, wirksam auf exogene Schocks zu reagieren oder den Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel zu begegnen“, betonten die Experten.

Die IIF-Auswertungen zeigen zudem, dass Finanzinstitute außerhalb des Bankensektors (NBFI) bei der globalen Kreditvermittlung immer mehr an Bedeutung gewinnen. Die sogenannten Schattenbanken hätten inzwischen einen Anteil von mehr als 14%. Den Großteil des Wachstums führen die Experten auf die rasche Expansion der US-Investmentfonds und die Märkte für Privatkredite zurück. Obwohl die höheren Zinsen die Aktivitäten in den risikoreicheren Segmenten des Schattenbankensystems verlangsamt hätten, geht der IIF davon aus, „dass der anhaltende Druck auf die US-Regionalbanken die weitere Expansion der Märkte für private Schuldtitel erleichtern wird, wo die Rückzahlungsrisiken für die Anleger im Vergleich zu bestimmten offenen Investmentfonds gering erscheinen“. Diese Märkte – eine alternative Finanzierungsquelle für mittelgroße Unternehmen – seien inzwischen über 2 Bill. Dollar schwer.

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