Teuerung

Britische Inflation hartnäckiger als gedacht

Die britische Teuerungsrate hat im September einen Zehntelpunkt über den Erwartungen gelegen. Sie lag dem Statistikamt ONS zufolge bei 6,7%. Höhere Spritpreise trugen dazu bei.

Britische Inflation hartnäckiger als gedacht

Britische Inflation hartnäckiger als gedacht

Höhere Kraftstoffpreise machen sich bemerkbar – Ölpreis steigt im Oktober weiter

hip London

Die britische Teuerungsrate hat im September einen Zehntelpunkt über den Erwartungen gelegen. Sie lag dem Statistikamt ONS zufolge bei 6,7%. Höhere Spritpreise trugen dazu bei. Aber auch die Kernrate bleibt mit 6,1% im internationalen Vergleich sehr hoch. Ökonomen mahnen, die Inflation nicht zu früh für besiegt zu erklären.

Die britische Inflation hat sich im September, anders als erwartet, nicht abgeschwächt. Wie das Statistikamt ONS mitteilte, verharrte die Teuerungsrate bei 6,7%. Volkswirte hatten im Schnitt einen Zehntelpunkt weniger auf der Rechnung. Zur Hartnäckigkeit des Preisauftriebs trug wesentlich bei, dass der Benzinpreis um 5,1 Pence pro Liter gestiegen ist. Diesel verteuerte sich um 6,3 Pence pro Liter. Ein Jahr zuvor hatten sich Kraftstoffe verbilligt.

"Keine böse Überraschung"

"Die Daten sind zwar keine böse Überraschung, aber eine Erinnerung daran, dass es verfrüht wäre, die Inflation für besiegt zu erklären", schrieb der Volkswirt Henry Cook von der japanischen Finanzgruppe MUFG. Trotz eines kleinen Rückgangs der Kernrate bleibe der zugrunde liegende Preisdruck unbequem hoch. Ihr Wachstum hatte sich von 6,2% im Vormonat auf 6,1% abgeschwächt. "Bei der Kernrate wirkt Großbritannien im Vergleich zu anderen G7-Volkswirtschaften immer noch wie ein beträchtlicher Ausreißer", konstatierte Cook.

Die Daten sind zwar keine böse Überraschung, aber eine Erinnerung daran, dass es verfrüht wäre, die Inflation für besiegt zu erklären.

Henry Cook, MUFG

City-Minister Andrew Griffith sagte, die Regierung befinde sich "im Plan", was das von Premierminister Rishi Sunak abgegebene Versprechen angeht, die Inflation bis zum Jahresende zu halbieren. Berücksichtigt man den Ausgangspunkt, müsste die Teuerungsrate bis Dezember auf 5,3% sinken, um dieses Ziel zu erreichen. Im Schlussquartal vergangenen Jahres, als Sunak seine "fünf Versprechen" an die Wähler abgab, hatte sie bei 10,7% gelegen.

Wie wir über andere G7-Volkswirtschaften hinweg gesehen haben, fällt die Inflation selten geradlinig. Aber wenn wir an unserem Plan festhalten, erwarten wir immer noch, dass sie in diesem Jahr weiter zurückgehen wird.

Jeremy Hunt

"Wie wir über andere G7-Volkswirtschaften hinweg gesehen haben, fällt die Inflation selten geradlinig", kommentierte Schatzkanzler Jeremy Hunt die jüngsten Daten. "Aber wenn wir an unserem Plan festhalten, erwarten wir immer noch, dass sie in diesem Jahr weiter zurückgehen wird."

Ölpreis steigt

Tatsächlich bewegen sich die Kraftstoffpreise immer noch deutlich unter dem vor einem Jahr beobachteten Niveau. Allerdings hat sich ihr Anstieg im Oktober fortgesetzt. Angesichts der Ereignisse im Nahen Osten könnten sie noch weiter nach oben schnellen. Verbraucher bekommen das zuerst an der Zapfsäule zu spüren. Doch geht der höhere Ölpreis in Form von steigenden Transportkosten nach einiger Zeit in die Preise fast aller Güter ein.

Künftige Geldpolitik im Fokus

Die Daten wurden am Markt mit großem Interesse erwartet, weil man sich von ihnen Hinweise auf die weitere Entwicklung der Geldpolitik versprach. Am 2. November steht der nächste Zinsentscheid der Bank of England an. Die am Vortag vom ONS vorgelegten Daten zur Lohnentwicklung zeigten, dass das Lohnwachstum immer noch weit über einem Niveau liegt, das mit dem Inflationsziel der Notenbank von 2,0% im Einklang wäre.

Rückgang im Oktober erwartet

Nach der Entscheidung des geldpolitischen Komitees vom September, den Geldzins unverändert bei 5,25% zu belassen, würde es aus Sicht des HSBC-Volkswirts Chris Hare wohl wesentlich größerer Überraschungen bedürfen, um die Tür für weitere Zinsschritte nach oben zu öffnen. Für Oktober wird mit einem deutlichen Rückgang der Inflation gerechnet, weil die Obergrenze für Energierechnungen der privaten Haushalte vom Regulierer gesenkt wurde.

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