Destatis-Zahlen

Großprojekte schieben deutsche Baubranche an

Die deutschen Bauunternehmen haben im August kräftig Neuaufträge eingesammelt. Allerdings waren dafür vor allem Großprojekte im Bahnbereich verantwortlich. Im Hochbau, zu dem der Wohnungsbau gehört, stocken die Geschäfte aber weiter.

Großprojekte schieben deutsche Baubranche an

Großprojekte schieben Baubranche an

Sanierung des Schienennetzes bringt Tiefbau deutlich mehr Aufträge – Hochbau darbt weiter

ba Frankfurt

Großprojekte haben den Auftragseingang im Bauhauptgewerbe im August so kräftig nach oben getrieben wie seit mehr als eineinhalb Jahren nicht mehr. Allerdings handelt es sich dabei um Projekte im Bahnbereich, die dem Tiefbau zuzuordnen sind. Im Wohnungsbau hingegen ist das Neugeschäft weiter rückläufig. Dass hier die Dynamik nachgelassen hat, ist Experten zufolge auf statistische Effekte zurückzuführen, da die Geschäfte im Vorjahresmonat äußerst schwach ausgefallen waren.

Rückstand fast wettgemacht

Laut Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) ist der reale (preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe im August kalender- und saisonbereinigt um 10,8% im Monatsvergleich gestiegen. Das ist nicht nur das stärkste Wachstum seit Dezember 2021, sondern auch der zweite deutliche Anstieg in Folge: Im Juli hatte der Auftragseingang um 9,6% zugelegt. Damit ist ein großer Teil des seit Anfang 2022 währenden Orderrückgangs wieder egalisiert.

Im Jahresvergleich stiegen die realen kalenderbereinigten Bestellungen im August um 17,5%. Wegen der höheren Baupreise aber lag der nominale (nicht preisbereinigte) Auftragseingang um 21,9% über dem Vorjahresniveau, wie die Wiesbadener Statistiker betonten. In den ersten acht Monaten dieses Jahres lagen die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe kalender- und preisbereinigt um 7,6% unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums.

Realer Umsatz steigt nur wenig

Das Bauhauptgewerbe erzielte im August mit 9,9 Mrd. Euro einen um 3,8% höheren Umsatz als im Vorjahr. Inflationsbereinigt bedeutet dies jedoch nur einen Zuwachs von real 0,1%. Von Januar bis August sanken die Umsätze im Jahresvergleich real um 4,0%. Die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe stieg um 1,2% im Vergleich zum August 2022.

Sanierung des Schienennetzes verzerrt das Bild

Die Details zeigen allerdings, dass die Auftragsdaten nicht uneingeschränkt positiv zu werten sind. Denn die kräftigen Anstiege im Juli und August sind zum überwiegenden Teil auf die Entwicklung im stark von Staatsaufträgen dominierten Tiefbau zurückzuführen, wie Commerzbank-Volkswirt Ralph Solveen erklärt. „Damit spielen die deutlich gestiegenen Zinsen allenfalls eine untergeordnete Rolle.“ In diesem Sommer könnten z.B. die Aufträge zur Sanierung des Schienennetzes eine Rolle gespielt haben. Gut 47% mehr Aufträge erhielten Unternehmen aus dem entsprechenden Segment „Tiefbau ohne Straßenbau“. Im gesamten Tiefbau kletterten die Auftragseingänge im August um 18,6% im Monatsvergleich. Insgesamt liegen die Auftragseingänge im Tiefbau mittlerweile nur noch knapp unter ihrem Hoch von der Jahreswende 2018/2019.

Hochbau darbt weiter

Anders sieht es im vom Wohnungsbau dominierten Hochbau aus, hier haben sich die Auftragseingänge „bisher kaum von ihrem vorhergehenden Absturz erholt“, sagte Solveen. Die deutlich verschlechterten Finanzierungsbedingungen infolge des EZB-Zinsstraffungskurses und die spürbar gestiegenen Baukosten belasten die Geschäfte. Im August stiegen die Auftragseingänge um 1,8%. Für die Entwicklung der Bauinvestitionen und damit die gesamte Wirtschaft ist der Hochbau allerdings viel wichtiger: Laut Solveen stand er 2022 für 85% der Bauinvestitionen. Er erwartet, dass die Bautätigkeit im Hochbau in den kommenden Monaten nachlässt.

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