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Grüner Finanzexperte Schick gründet Finanzwende-Bewegung

wf Berlin - Künftig kann sich die Finanzbranche mit einer Sammlungsbewegung auseinandersetzen, die Protest von unten organisiert. Gründer und Vorstand der "Bürgerbewegung Finanzwende" ist der Grünen-Abgeordnete Gerhard Schick - bis zum Ende der...

Grüner Finanzexperte Schick gründet Finanzwende-Bewegung

wf Berlin – Künftig kann sich die Finanzbranche mit einer Sammlungsbewegung auseinandersetzen, die Protest von unten organisiert. Gründer und Vorstand der “Bürgerbewegung Finanzwende” ist der Grünen-Abgeordnete Gerhard Schick – bis zum Ende der vergangenen Legislaturperiode finanzpolitischer Sprecher seiner Fraktion im Bundestag. Schick kündigte an, zum Jahresende sein Bundestagsmandat niederzulegen und von seinem Wahlkreis Mannheim nach Berlin umzuziehen. In der Hauptstadt wird die neue Bürgerbewegung ihr Domizil haben.Die Fraktionsspitze der Grünen bedauerte den Rückzug ihres Finanzspezialisten. Der promovierte Volkswirt gehört dem Bundestag seit 2005 an. Bevor er Politik als Beruf wählte, war er wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Kaderschmiede der Sozialen Marktwirtschaft, dem Walter-Eucken-Institut in Freiburg, bei der Stiftung Markwirtschaft, die mit dem Kronberger Kreis verbunden ist, und Projektmanager bei der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh. Seine Finanzmarktexpertise wird nicht nur bei den Grünen geschätzt, sie wird auch in der Finanzbranche geachtet. Den Cum-ex-Untersuchungsausschuss im Bundestag hatte Schick initiiert.Mit 46 Jahren ist er in einem Alter, die Weichen im Leben noch einmal neu zu stellen und vielleicht mehr zu bewegen, als es die Opposition im Bundestag erlaubt. “Die Finanzkrise lebt”, postuliert Schick auf seiner Internetseite. Mit der “Bürgerbewegung Finanzwende” in der außerparlamentarischen Opposition will Schick durchsetzen, was seiner Ansicht nach in zehn Jahren nach der Finanzkrise nicht gelungen ist: eine “echte Wende” am Finanzmarkt. Die neue Bewegung, die am Abend mehr als 100 Unterstützer auf der Internetseite zählte, nachdem sie online gegangen war, hat konkrete Ziele. Sie setzt sich für eine “wirksame Schuldenbremse” ein, die Banken 10 % echtes Eigenkapital abverlangt. Zudem will sie eine “echte Finanztransaktionssteuer” auch auf Derivate anstelle einer “minimalen Börsenumsatzsteuer”. Darüber hinaus baut sie auf unabhängigen statt auf provisionsgetriebenen Finanzvertrieb und fordert, Wohnraum dem “Spiel der Finanzmärkte” über ein Gemeinnützigkeitskriterium zu entziehen und die Grundsteuer zu reformieren. Schließlich soll ein Lobbyregister offenlegen, wo die Finanzbranche Einfluss auf Gesetze nimmt. Weniges davon ist neu, manches schon auf dem Weg. Zu rechnen ist mit mehr professionellen Kampagnen in der Finanzbranche. Auch da wird Schick wie stets gründlich arbeiten.