Hartnäckige Inflation mahnt EZB zur Vorsicht
Hartnäckige Inflation mahnt EZB zur Vorsicht
Inflation mahnt EZB zur Vorsicht
Kernrate stagniert entgegen den Erwartungen – Debatte um Zinssenkung
mpi Frankfurt
Die Entwicklung der Inflation im Euroraum im Oktober spricht gegen eine Zinssenkung der EZB kurz vor dem Jahreswechsel. Zwar gab die Teuerung wie erwartet leicht nach, von 2,2 auf 2,1%. Der Preisdruck bleibt jedoch hartnäckig erhöht. Anders als von Ökonomen prognostiziert, verharrte die Kernrate bei 2,4% statt zu sinken. Die Kerninflation klammert die schwankungsanfälligen Lebensmittel- und Energiepreise aus und gilt daher als Indikator für den Inflationstrend. „Der ausbleibende Rückgang der Kernrate ist definitiv eine Enttäuschung für die EZB“, meint Daniel Hartmann, Chefökonom des Vermögensverwalters Bantleon.
Die Volkswirte der Commerzbank erwarten, dass sich die Seitwärtsbewegung bei der Kerninflation fortsetzen wird. „Das spricht derzeit gegen weitere EZB-Zinssenkungen“, sagt Vincent Starmer, Ökonom bei der Bank. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte am Donnerstag auf der Pressekonferenz nach dem Zinsentscheid die Finanzmärkte nicht auf eine Lockerung der Geldpolitik im Dezember eingestellt. Sie bleibt aber dennoch eine Option.
Debatte um Zinssenkung
Eine Reihe an Notenbankern möchte bei der letzten Sitzung des Jahres über eine Zinssenkung debattieren, sollte die dann aktualisierte Inflationsprognose der EZB für 2028 einen Wert unterhalb des Ziels von 2,0% ergeben. Dies sei dann ein Anzeichen für ein anhaltendes Unterschreiten des Inflationsziels. Die Notenbank erwartet derzeit für kommendes Jahr durchschnittlich eine Inflation von 1,7% und für 2027 von 1,9%. Eine Prognose für 2028 gibt es bislang noch nicht.
Andere EZB-Ratsmitglieder führen dagegen an, dass eine Inflationsprognose von unter 2% für 2028 kein Argument für eine Lockerung der Geldpolitik wäre, da Vorhersagen für einen so weit in der Zukunft entfernten Zeitpunkt immer mit großer Unsicherheit behaftet sind.
Ökonomen heben Wachstumsprognose an
Gegen eine Zinssenkung spricht zudem, dass die Euro-Wirtschaft im dritten Quartal stärker gewachsen ist als erwartet. Eine besser laufende Konjunktur erhöht den Spielraum von Unternehmen für Preiserhöhungen. Von der EZB befragte Ökonomen haben ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr leicht angehoben. Wie aus der am Freitag veröffentlichten Umfrage hervorgeht, rechnen sie nun mit einem Wachstum in der Eurozone von 1,2%. Das sind 0,1 Prozentpunkte mehr als zuvor.
Von der EZB befragte Unternehmen berichten wiederum von einem nachlassenden Lohnwachstum. Dies könnte die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung erhöhen. Allerdings ist die Inflation im arbeitsintensiven Dienstleistungssektor im Oktober von 3,2 auf 3,4% gestiegen.
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