PERSONEN

Herman Van Rompuy erhält den Karlspreis

Von Detlef Fechtner, Aachen Börsen-Zeitung, 30.5.2014 Es gibt selten Pommes Frites als Beilage zum Festessen anlässlich der Verleihung des Karlspreises in Aachen. Es sei denn, es ist ein Belgier, der mit dem höchsten Preis ausgezeichnet wird, den...

Herman Van Rompuy erhält den Karlspreis

Von Detlef Fechtner, AachenEs gibt selten Pommes Frites als Beilage zum Festessen anlässlich der Verleihung des Karlspreises in Aachen. Es sei denn, es ist ein Belgier, der mit dem höchsten Preis ausgezeichnet wird, den Europa für herausragendes persönliches Engagement für die Einigung des Kontinents zu vergeben hat. Fast 40 Jahre ist es her, dass ein Belgier mit dem Karlspreis geehrt wurde. Und es ist gewiss kein Zufall, dass der diesjährige Preisträger – Herman Van Rompuy – das politische Handwerk ausgerechnet bei jenem damaligen Preisträger – Leo Tindemanns – lernte. Van Rompuy war nämlich zu Beginn seiner Laufbahn in den Siebzigern als Berater im Kabinett bei eben jenem Tindemanns tätig.Dass es gute Gründe gibt, Van Rompuy mit dem Preis zu bedenken, den vor ihm Politiker wie Jean-Claude Juncker, Angela Merkel, Wolfgang Schäuble oder Jean-Claude Trichet erhielten, wird in Brüssel von kaum jemand angezweifelt. Als er vor knapp fünf Jahren überraschend als der erste EU-Ratsvorsitzende nominiert wurde – und eben nicht Juncker oder Tony Blair -, spotteten noch viele Kommentatoren darüber, dass die Chefs wieder einmal absichtlich ein vermeintliches politisches Leichtgewicht an die Spitze gehievt hätten, um selbst frei schalten und walten zu können. Längst jedoch genießt Van Rompuy das Ansehen, keineswegs ein handzahmer Erfüllungsgehilfe zu sein, sondern ein durchsetzungsstarker, entschlossener und zugleich geschickter Ratspräsident. “Er hat nie einfache Kompromisse gesucht, hat nie einfache Erklärungen versucht”, beschrieb der ehemalige italienische Regierungschef Enrico Letta in Aachen den Führungsstil Van Rompuys – und meinte das eindeutig als Kompliment. Der 66-jährige Christdemokrat, der in Brüssel geboren ist und sich zeit seines Lebens neben der Politik auch mit Philosophie und Dichtkunst beschäftigte, dürfte dabei in seinem Job als Ratsvorsitzender gewiss von seinen Erfahrungen in der Heimat profitiert haben. Denn so, wie er in Belgien als “Formateur” Regierungen schmiedete, musste er in den vergangenen Jahren manch komplizierten Kompromiss in der Staatsschuldenkrise makeln. In dieser Woche hat er noch ein besonders pikantes Mandat erhalten. Er soll zwischen Rat und Parlament eine Annäherung im Streit über den künftigen EU-Kommissionschef aushandeln. Er selbst hat sich eine Verständigung bis Ende Juni vorgenommen und versucht, in der für ihn kennzeichnenden unaufgeregten Art, erst einmal die Emotionen auf beiden Seiten herunterzufahren: “Das ist ja nicht das größte Problem, das wir in der EU haben.” Schließlich wäre es ein Missverständnis, zu denken, dass die EU-Kommission eine ganz andere wäre, nur weil sie Schulz oder Juncker führte.