NOTIERT IN PARIS

Hilfszusagen für Notre-Dame

Es schien, als trauere der Himmel mit. Grau und bedrückt begrüßte er die Einwohner am Tag nach dem verheerenden Brand der Kathedrale von Notre-Dame. Das Unglück hat nicht nur Paris, sondern ganz Frankreich im Herzen getroffen. Erst in den frühen...

Hilfszusagen für Notre-Dame

Es schien, als trauere der Himmel mit. Grau und bedrückt begrüßte er die Einwohner am Tag nach dem verheerenden Brand der Kathedrale von Notre-Dame. Das Unglück hat nicht nur Paris, sondern ganz Frankreich im Herzen getroffen. Erst in den frühen Morgenstunden meldete die Feuerwehr, dass der Brand des weltberühmten Baudenkmals unter Kontrolle sei. Mehr als neun Stunden lang kämpften rund 400 Feuerwehrleute gegen das Flammenmeer, dem die im 19. Jahrhundert von Eugène Viollet-le-Duc nachträglich erbaute Kirchturmspitze und das Bleidach über dem Hauptschiff zum Opfer fielen. Die beiden Glockentürme und die Hauptstruktur des gotischen Bauwerks hielten ihm jedoch stand. Auch die berühmte Dornenkrone Christi, die Glasrosette, die Orgel, Statuen und andere Kunstwerke konnten gerettet werden.Und doch wird es nach Ansicht von Experten Jahrzehnte dauern, bis Notre-Dame wieder vollständig aufgebaut sein wird. “Wir werden diese Kathedrale wieder aufbauen, alle zusammen”, versprach Präsident Emmanuel Macron kurz vor Mitternacht in der Nacht zu Dienstag auf dem Vorplatz von Notre-Dame.Eigentlich hatte er am Montagabend Maßnahmen vorstellen wollen, um auf die landesweite Volksdebatte zu reagieren, die er nach Beginn der Gelbwesten-Proteste initiiert hatte. Die Ansprache wurde jedoch auf einen unbekannten Zeitpunkt verschoben. Obgleich die Franzosen angesichts der Zerstörungen ihres Kulturdenkmals zusammenstanden, ist es unklar, wie lange dieser Zusammenhalt Bestand haben wird, der die durch die Gelbwesten-Proteste gespaltene Nation eint.Macron kündigte an, eine groß angelegte Spendenkampagne zu lancieren. Inzwischen wurden mehrere Initiativen auf den Weg gebracht, auch private. Noch ist es zu früh, um das gesamte Ausmaß des Schadens und der Kosten des Wiederaufbaus abzuschätzen. Denn das hängt auch davon ab, ob man sich dafür entscheidet, die Kathedrale originalgetreu wiederherzustellen oder eben nicht. Bisher ist nur bekannt, dass die auf mehrere Jahre angelegten Renovierungsarbeiten, die im letzten Sommer begonnen hatten und die den Brand ausgelöst haben könnten, rund 150 Mill. Euro gekostet hätten. Die vom Staat getragenen Kosten der Renovierung der Kirchturmspitze und des Daches als erste Etappe der Arbeiten sollten 11 Mill. Euro betragen.Eigentlich muss der französische Staat als Eigentümer von Notre-Dame und rund 90 anderer Kathedralen für die Kosten des Wiederaufbaus aufkommen. Das 1345 fertig gestellte Baudenkmal auf der Île de la Cité im Zentrum von Paris ist als solches nicht speziell versichert, sondern durch den Staat.Bis 1889 konnte der französische Staat Baudenkmäler durch private Unternehmen versichern lassen, doch dann entschied die Verwaltung, dass er angesichts der großen Anzahl von Baudenkmälern in seinem Besitz das Versicherungsrisiko selbst tragen müsse. Denn die sonst fälligen Versicherungsprämien wären im Vergleich zu den Entschädigungen, von denen er profitieren könnte, unverhältnismäßig, so die Begründung. Das Budget, also die zur Verfügung stehenden Zahlungsmittel des Kulturministeriums für Baudenkmäler, beträgt in diesem Jahr 345,7 Mill. Euro.Die Region Île-de-France, also der Großraum Paris, will nun 10 Mill. Euro für den Wiederaufbau von Notre-Dame bereitstellen, die Stadt Paris 50 Mill. Euro. Die Pinaults, die Eigentümerfamilie des Luxusgüterkonzerns Kering, kündigten an, 100 Mill. Euro zu spenden. Die Arnaults, denen der größere Wettbewerber LVMH gehört, wollen sich mit 200 Mill. Euro beteiligen. Die Familie Bettencourt Meyers und der ihnen gehörende Kosmetikkonzern L’Oréal wollen auch 100 Mill. Euro zum Wiederaufbau beitragen, die Stiftung der Bank Crédit Agricole 5 Mill. Euro, der Geschäftsmann Marc Ladreit de Lacharrière von der Investmentfirma Fimalac und Bouygues-Chef Martin Bouygues je 10 Mill. Euro. Die Fluggesellschaft Air France-KLM wiederum versprach, alle Akteure des Wiederaufbaus kostenlos mit Air France zu befördern. Weitere Spenden und Hilfszusagen dürften folgen. Denn der Brand von Notre-Dame hat nicht nur in Frankreich vielen Menschen in der Seele wehgetan.