Covid-19-Krisenmanagement

Impfplan gerät ins Stocken

Der durch den Impfstopp mit dem AstraZeneca-Vakzin verzögerte Impfplan der Bundesregierung bremst auch die Normalisierung des Wirtschaftslebens. Bund und Länder beraten voraussichtlich am Freitag.

Impfplan gerät ins Stocken

wf Berlin

Der vorläufige Stopp der Vergabe des AstraZeneca-Impfstoffs führt zur weiteren Verzögerung bei dem Bestreben, die Bevölkerung gegen die Covid-19-Erkrankung zu schützen und die Kontaktbeschränkungen zu lockern. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident und CDU-Vorsitzende Armin Laschet nannte die Aussetzung von Impfungen mit dem AstraZeneca-Vakzin eine „schlechte Nachricht“. Der Impfstoff sei hoch wirksam, sagte Laschet in Düsseldorf laut Nachrichtenagentur Reuters: „Das Impfen ist der Ausweg aus der Pandemie.“

Schlechte Nachrichten hatte Laschet auch für die hiesige Tourismusbranche. Über Öffnungsstrategien wird sich die Ministerpräsidenten-Konferenz wieder am 22. März unterhalten. „Aber ob für Deutschland der Tourismus am 22. März bei steigenden Inzidenzen geöffnet wird, halte ich eher für fraglich“, sagte Laschet. Hoffnung auf Öffnung hatte der Branche die Aufhebung der Reisewarnung für Mallorca gemacht. Laschet verwies aber auf die dort niedrigen Inzidenzen, die wieder Reisen auf die beliebte Ferieninsel der Deutschen erlaubten.

Unklare Todesfälle

Die Aussetzung der Impfungen mit dem AstraZeneca-Vakzin hat auch weitere Entscheidungen von Bund und Ländern zur Impfstrategie gebremst, bei der Hausärzte beim Covid-19-Schutz bald einbezogen werden sollen. Der von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zunächst für Anfang April avisierte Start war mangels ausreichenden Impfstoffs auf den 19. April verschoben worden. Auch dieser Zeitplan wackelt nun. Nach der kurzfristigen Absage des Bund-Länder-Impfgipfels an diesem Mittwochabend zeichnet sich ein neuer Termin für Freitag ab. „Die Telefonkonferenz der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und -chefs der Länder soll zeitnah nach der EMA-Entscheidung nachgeholt werden, möglicherweise schon am Freitag“, sagte ein Regierungssprecher der dpa in Berlin. Bis dahin wird mit einer Entscheidung der Europäischen Arzneimittelagentur EMA zur Sicherheit des Impfstoffs von AstraZeneca gerechnet.

Die Impfung mit diesem Impfstoff war nach der Entscheidung in einigen europäischen Ländern auch in Deutschland gestoppt worden. Sieben Fälle von Hirnvenenthrombosen – drei davon tödlich – waren vor allem bei Frauen zwischen 20 und 50 Jahren in zeitlicher Verbindung mit der Vergabe des Präparats aufgetreten. Unklar ist noch, ob dies im Zusammenhang mit dem AstraZeneca-Impfstoff steht.

Formal hat Gesundheitsminister Spahn den AstraZeneca-Impfstoff vorläufig aus dem Verkehr gezogen. Er stützt sich dabei auf die Empfehlung des für Impfstoffe zuständigen Paul-Ehrlich-Instituts. Die Wissenschaftler hatten zur vorübergehenden Aussetzung der Gabe des Präparats geraten. Nach intensivem Austausch auch mit externen Experten teilte das Institut mit, nach einstimmiger Meinung sei „hier ein Muster zu erkennen“ und ein Zusammenhang der Thrombosen mit der AstraZeneca-Impfung „nicht unplausibel“.

Die Opposition kritisierte Spahn und die Bundesregierung scharf. FDP-Chef Christian Lindner bezeichnete die Verschiebung des Impfgipfels als „schwere Fehlentscheidung“. Mit AstraZeneca müsse ohne Verzögerungen über das weitere Vorgehen beraten werden, forderte Lindner in Berlin. Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt bezeichnete die Verschiebung als kontraproduktiv. „Genau in solch unklaren Situationen braucht es dringend mehr Austausch und Koordination“, sagte sie laut dpa-afx. Der gesundheitspolitische Sprecher der Linksfraktion, Achim Kessler, forderte sogar das Ende von Spahns Amtszeit.