Impuls für den Multilateralismus: Guterres mit dem Karlspreis geehrt
ahe – Im Krönungssaal des Aachener Rathauses ist Uno-Generalsekretär António Guterres gestern mit dem Internationalen Karlspreis ausgezeichnet worden. Mit dem Preis soll nach Angaben der Jury vor allem der Einsatz des Portugiesen “für eine Neubelebung und Festigung der multilateralen Zusammenarbeit” gewürdigt werden. In einer Zeit, in der universelle Rechte zunehmend untergraben würden und demokratische Grundsätze unter Druck gerieten, werde mit Guterres auch ein “herausragender Streiter für das europäische Gesellschaftsmodell, für Pluralismus, Toleranz und Dialog, für offene und solidarische Gesellschaften” geehrt, hieß es in der Begründung.Der heute 70-Jährige steht seit Anfang 2017 an der Spitze der Vereinten Nationen – als erster Europäer seit mehr als 30 Jahren. Zuvor war der Ingenieur unter anderem zehn Jahre lang Uno-Flüchtlingskommissar und von 1995 bis 2002 auch portugiesischer Ministerpräsident gewesen. Seine politische Karriere hatte Guterres nach der sogenannten Nelken-Revolution in seinem Land begonnen: 1974 trat er der Sozialistischen Partei bei. Zwei Jahre später wurde er erstmals ins Lissabonner Parlament gewählt.Der spanische König Felipe bezeichnete Guterres in seiner Laudatio gestern als “einen großen Europäer und Weltbürger”. Allerdings muss der Uno-Generalsekretär damit leben, dass er sein Amt in etwa zeitgleich mit Donald Trump angetreten hat. Und der US-Präsident gilt als alles andere als ein Freund des Multilateralismus im Allgemeinen und der Uno im Besonderen. Kritiker werfen Guterres vor, dass er seither die Auseinandersetzung mit Trump weitgehend scheue und auch in anderen Fällen viel zu leise auftrete.In Aachen verwies der frühere Präsident der Sozialistischen Internationale (1999 bis 2005) darauf, dass er bereits einige Reformen und Kostensenkungen in der Uno durchgesetzt habe. Ein immer drängenderes Problem sei aber, dass die Generalversammlung und der Sicherheitsrat getrennt voneinander agierten. Hier müssten dringend weitere Reformen angesetzt werden.Als die wichtigsten Aufgaben der Vereinten Nationen in den nächsten Jahren sieht der Karlspreisträger den Kampf gegen den Klimawandel und den Umgang mit der Digitalisierung. Die Europäische Union sei dabei ein wichtiger Partner, sagte Guterres. Ohnehin könne die EU in einer Welt, die sich immer bipolarer in Richtung USA und China orientiere, einen Gegenpol setzen. “Europa hat ein fantastisches Potenzial – wenn es denn zusammenhält”, betonte der Portugiese. Nie habe er die Bedeutung eines geeinten Europa so sehr wahrgenommen wie heute.Der Internationale Karlspreis wird seit 1950 für besondere Verdienste um die europäische Einigung verliehen. 2018 war Frankreichs Präsident Emmanuel Macron geehrt worden.