Iran-Krise schürt Konjunktursorgen

Ökonomen und deutsche Wirtschaft warnen vor Folgen bei Eskalation - Merkel reist nach Moskau

Iran-Krise schürt Konjunktursorgen

Während die Entspannungstendenzen im US-chinesischen Handelskonflikt zuletzt auf Rückenwind für die Weltwirtschaft hoffen ließen, sorgen die Spannungen zwischen den USA und dem Iran für neue Unsicherheit. Ökonomen und die deutsche Wirtschaft warnen vor den Folgen für die Konjunktur.ba Frankfurt – Die Spannungen in Nahost haben zum Wochenbeginn für Nervosität bei Anlegern, Ökonomen und der deutschen Wirtschaft gesorgt. Insbesondere länger anhaltend hohe Rohölpreise – gestern kletterte der Preis für US-Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) zeitweise bis auf 64,72 US-Dollar je Barrel (159 Liter) und damit den höchsten Stand seit April 2019 – würden die deutsche Wirtschaft treffen, warnte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. “Allein der Anstieg seit vergangenem Donnerstag von 5 % kostet die deutsche Volkswirtschaft auf das Jahr hochgerechnet 2 Mrd. Dollar mehr”, sagte Treier laut Reuters. “Das schöpft Kaufkraft ab.” Historisch betrachtet bedeute allerdings erst eine Verdoppelung des Ölpreises eine deutliche Beeinträchtigung der Konjunktur, erklärte Shane Oliver, Chef-Anlagestratege des Vermögensverwalters AMP. “Davon sind wir noch weit entfernt.”Gabriel Felbermayr, Präsident des Institut für Weltwirtschaft (IfW), sagte, dass sich neben der Gefahr eines Krieges vor allem die befürchtete Zunahme terroristischer Aktivitäten belastend auswirke – die Börsen seien daher zu Recht verunsichert. Da alle beteiligten Parteien, wenn auch aus den unterschiedlichsten Gründen, eine Eskalation vermeiden wollen, erwartet Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, dass die Kursreaktionen wieder rückgängig gemacht werden. Die Nervosität an den Märkten rühre daher, “dass in solchen Situationen auch unbeabsichtigte politische Eigendynamiken auftreten können, die negativ auf die weltweite Wirtschaftsaktivität wirken würden”. Da er von einer kurzen Dauer ausgehe, sei diese Episode konjunkturell nicht förderlich, aber auch kein Stolperstein, sagte Kater.Unterdessen forciert die Bundesregierung ihre Bemühungen, zu einer Deeskalation im US-Iran-Konflikt beizutragen. Bundeskanzlerin Angela Merkel werde sich am Samstag mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin treffen, wie ein Regierungssprecher gestern mitteilte. Begleitet werde sie von Außenminister Heiko Maas, der laut einem Außenamtssprecher zeitnah ein Telefonat mit seinem iranischen Kollegen plane. Neben bilateralen Fragen würden aktuelle internationale Fragen, wie die Lage in Syrien, Libyen, im Irak, Iran und in der Ukraine im Mittelpunkt stehen. Bereits am Sonntag hatte sich Merkel mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und dem britischen Premierminister Boris Johnson beraten. Danach hatten die drei Regierungschefs in einer gemeinsamen Erklärung sowohl die USA, vor allem aber Iran zur Deeskalation aufgefordert.Im aktuellen Sentix-Konjunkturindex, der vom 2. bis 4. Januar erhoben wurde, werden die neuen, aus dem Konflikt zwischen den USA und dem Iran hervorgehenden Risiken für die Weltwirtschaft von den Anlegern “ignoriert bzw. für nicht entscheidend erachtet”, resümiert Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner. Wichtiger schienen der Dynamikgewinn in den anderen Weltregionen, vor allem in Asien, sowie die leichte Entspannung im Handelsstreit USA-China zu sein.Der Sentix-Konjunkturindex für Euroland stieg im Januar den dritten Monat in Folge und erreichte mit 7,6 Zählern den höchsten Stand seit November 2018. “Damit scheint eine Rezession in Euroland zunächst vom Tisch”, so Hübner. Das Barometer für Deutschland kletterte ebenfalls das dritte Mal nacheinander und notiert nun wieder über der Nulllinie (+8,5 auf 6,9 Punkte).Eine weitere positive Nachricht für die Euro-Konjunktur lieferten die endgültigen Daten des von IHS Markit erhobenen Einkaufsmanagerindex (PMI). So hat sich die Unternehmensstimmung im Dezember leicht aufgehellt – die erste Schätzung hatte noch eine Stagnation ergeben. Der Dienstleister und Industrie zusammenfassende PMI Composite kletterte um 0,3 auf 50,9 Zähler und liegt damit knapp oberhalb der 50-Punkte-Marke – erst Werte darüber signalisieren Wachstum. Der PMI Composite für Deutschland liegt mit 50,2 Zählern erstmals seit vier Monaten wieder über der Wachstumsschwelle.