Industrie im Euroraum

Italiens Produktionsdaten reißen das Ruder nicht herum

Die Stagnation der italienischen Produktion ändert nichts am Gesamtbild: Die Euro-Industrie wird im September den Output gedrosselt haben. Vor allem das deutsche verarbeitende Gewerbe bleibt eine Belastung.

Italiens Produktionsdaten reißen das Ruder nicht herum

Italiens Produktionsdaten reißen das Ruder nicht herum

Euro-Industrie dürfte Ausstoß gedrosselt haben

ba Frankfurt

Die Entwicklung der Industrie in den größten Euro-Volkswirtschaften lässt darauf schließen, dass im gesamten Euroraum ein Produktionsrückgang im September ansteht. An dieser Einschätzung dürfte sich nichts ändern, auch wenn sich italienische Industrie besser geschlagen hat als erwartet – ebenso wie die spanische. Den größten Bremsklotz dürfte das deutsche produzierende Gewerbe gegeben haben, aber auch in Frankreich wurde weniger hergestellt als im Vormonat.

Ökonomen erwarten, dass die Industrie im Euroraum im September 0,8% weniger hergestellt hat als im Vormonat. Im August war die Gesamtfertigung noch unerwartet kräftig um 0,6% gestiegen. Für den Jahresvergleich wird ein Rückgang von 6,3% vorausgesagt, nachdem es im August ein Produktionsminus von 5,1% gegeben hatte. Das europäische Statistikamt berichtet am kommenden Mittwoch über die Industrieproduktion im gemeinsamen Währungsraum.

Laut dem Statistikamt Istat stagnierte die Produktion der italienischen Industrie im September. Ökonomen hatten erwartet, dass der Ausstoß um 0,2% gedrosselt wird. Zudem hatte die Fertigung im August mit 0,3% etwas stärker zugelegt als mit +0,2% zunächst gemeldet. Im Jahresvergleich meldete Istat ein Minus von 2,0%. Im August sank die Produktion noch um 4,2% zum Vorjahr.

Im Monatsvergleich gab es die kräftigsten Zuwächse im Minensektor. Der Bereich Kokerei und Mineralölverarbeitung legte deutlich zu. Ein schwaches Bild gab hingegen die im August noch starke Pharmabranche ab. Im Vergleich zum Oktober 2022 gab es das kräftigste Wachstum bei Transportmitteln und in der Pharmabranche. Die stärksten Rückgänge gab es bei Holz, Papier und Druck sowie im Bereich Textilien und Leder.

Die Industrie im Euroraum steckt weiter tief in der Krise. In der S&P-Umfrage zum entsprechenden Einkaufsmanagerindex für Oktober zeigte sich eine Beschleunigung der ohnehin schon starken Rückgänge bei Auftragseingang, Einkaufsmenge und Auftragsbeständen, die erneut deutliche Produktionskürzungen nach sich zogen. Jeder dieser Unterindizes notierte auf einem der tiefsten Werte seit Umfragebeginn – für S&P "ein weiterer Beleg für die ausgeprägte Wachstumsschwäche der Eurozone-Industrie". Der Einkaufsmanagerindex gab um 0,3 auf 43,1 Punkte nach. Mit einem Wert unterhalb der neutralen 50-Punkte-Schwelle zeigt das Barometer, dass die Industrie tief im rezessiven Bereich verharrt.

Schlusslicht Deutschland

Schlusslicht im Euroraum bleibt laut S&P die deutsche Industrie. Das hiesige verarbeitende Gewerbe hatte im September den Output unerwartet deutlich heruntergefahren: Industrie, Bau und Energieversorger fertigten zusammen 1,4% weniger als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Ökonomen hatten einen Rückgang um 0,1% erwartet. In Frankreich ging laut dem Statistikamt Insee die Gesamtproduktion um 0,5% zurück - hier war eine Stagnation erwartet worden. In Spanien wiederum legte die Industrieproduktion mit 1,1% um einiges stärker als mit 0,4% prognostiziert.

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