Frühjahrstagung

IWF optimistischer für Wirtschaft

Kommende Woche beraten die Finanzminister und Notenbankchefs bei der virtuellen Frühjahrstagung des IWF über die Lage der Weltwirtschaft. Der IWF ist noch optimistischer als zu Jahresbeginn - warnt aber auch vor Gefahren.

IWF optimistischer für Wirtschaft

ms Frankfurt

Trotz der vielerorts weiter hohen Corona-Infektionszahlen und Problemen bei den Impfkampagnen ist der Internationale Währungsfonds (IWF) für die Weltwirtschaft noch einmal optimistischer geworden als zu Jahresbeginn. IWF-Chefin Kristalina Georgiewa stellte am Dienstag eine Anhebung der IWF-Prognosen vom Januar in Aussicht, als der Fonds für 2021 5,5% Wachstum vorausgesagt hatte. Vor allem die USA und China wirken demnach als Konjunkturlokomotiven. Zu­gleich warnt der Fonds aber vor der weiter großen Unsicherheit. Dabei hat er auch die USA im Blick: Die rasche Konjunkturerholung in den USA könne zu einer rapiden Verschärfung der globalen Finanzierungsbedingungen führen – mit negativen Folgen in vielen Ländern.

Dritte Welle in Europa

Mit ihren Aussagen setzt Georgiewa wenige Tage vor der IWF-Frühjahrstagung nächste Woche den Ton für die mehrtägigen Beratungen der Finanzminister und Notenbankchefs aus den 189 Mitgliedsländern des Fonds. Coronabedingt wird das Treffen erneut rein virtuell stattfinden. Dabei wird die Lage der Weltwirtschaft im Mittelpunkt stehen, die derzeit von zwei gegenläufigen Trends gekennzeichnet ist: Einerseits schreitet die Konjunkturerholung vor allem in den USA und China schneller voran als gedacht – in den USA befeuert durch massive Konjunkturhilfen. Zugleich trübt die dritte Infektionswelle vor allem in Europa die Wirtschaftsaussichten.

Georgiewa kündigte nun am Dienstag an, dass der Fonds in seinem Weltwirtschaftsbericht kommende Woche seine Prognosen für 2021 und 2022 noch einmal anheben werde. Im Januar hatte er 5,5% und 4,2% Wachstum vorausgesagt. Grund für die optimistischere Einschätzung seien insbesondere zusätzliche Hilfen seitens der Politik wie in den USA. Insgesamt belaufen sich die Fiskalhilfen weltweit laut IWF inzwischen auf 16 Bill. Dollar. Laut neuen Untersuchungen des Fonds wäre ohne diese massive Unterstützung der Einbruch in der Pandemie dreimal stärker gewesen. 2020 war die globale Wirtschaftsleistung laut IWF-Bericht vom Januar um 3,5% geschrumpft.

Die durch die Fiskalhilfen befeuerte rasche Erholung in den USA sieht der Fonds als eine Art zweischneidiges Schwert: Einerseits zögen die USA die globale Wirtschaft mit, sagte Georgiewa am Dienstag. Andererseits könne es aber auch weniger willkommene Folgen haben: „Ein schnellerer Aufschwung in den USA könnte zu einem raschen Anstieg der Zinsen führen, was eine starke Verschärfung der finanziellen Bedingungen und erhebliche Kapitalabflüsse aus den Schwellen- und Entwicklungsländern zur Folge haben könnte.“ In den USA tobt eine Debatte, ob die enormen Konjunkturhilfen zu einer Überhitzung der Wirtschaft führen, und die US-Anleihezinsen ziehen stark an – was auch die Renditen andernorts mitzieht und etwa der Europäischen Zentralbank (EZB) Sorgen bereitet. Georgiewa widersprach aber den Befürchtungen vieler, dass es in den USA zu einem rapiden Anstieg der Inflation kommen könnte.

Eine faire Chance für alle

Insgesamt warnte Georgiewa trotz der stabileren Verfassung der Weltwirtschaft die Staaten und Zentralbanken erneut davor, die Unterstützung für die Wirtschaft zu früh zurückzufahren. Das gelte umso mehr, als ein „gefährliches“ Auseinanderdriften bei der wirtschaftlichen Erholung drohe – sowohl zwischen den Ländern als auch innerhalb der Länder zwischen einzelnen Regionen und Bevölkerungsgruppen.

Die politischen Entscheidungsträger dürften deshalb in ihrem Kampf gegen die Pandemie nicht nachlassen. „Das bedeutet vor allem, allen eine faire Chance zu geben – überall eine Chance, die Pandemie zu einem dauerhaften Ende zu bringen, und eine Chance auf eine bessere Zukunft für gefährdete Menschen und gefährdete Länder, um den Weg zu einer inklusiven und nachhaltigen Erholung zu ebnen“, so Kristalina Georgiewa. Die Politik müsse nun vor allem „alles tun, was nötig ist, um die Produktion, den Vertrieb und den Einsatz von Impfstoffen hochzufahren“.