Konjunkturerholung

IWF warnt vor unebener Erholung am Arbeitsmarkt

Die Erholung am Arbeitsmarkt wird nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds unausgewogen sein. Vor allem Arbeitnehmer, die besonders anfällig sind für Strukturwandel und weitere Entlassungen, brauchen Hilfe.

IWF warnt vor unebener Erholung am Arbeitsmarkt

det Washington

Die von der Coronavirus-Pandemie ausgelöste Rezession hat nach Ansicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) das Einkommensgefälle am Arbeitsmarkt deutlich vergrößert und droht gerade in den Industrieländern die soziale Kluft weiter zu vertiefen. Um den wachsenden Ungleichheiten entgegenzuwirken, fordert der IWF Maßnahmen, die auf Arbeitsplatzsicherung, Umschulung und die Schaffung neuer Jobs abzielen.

In seinem aktuellen Weltwirtschaftsausblick (WEO), den der Währungsfonds auszugsweise am Mittwoch veröffentlichte, weisen die Ökonomen auf die Einzigartigkeit des jüngsten Konjunktureinbruchs hin. Außerordentlich hart habe die Rezession demnach Branchen getroffen, die typischerweise geringere Anforderungen an die Qualifikationen der Beschäftigten stellen und anfälliger sind für eine Automatisierung der Arbeitsabläufe.

Laut IWF zählten in vergangenen Rezessionen die Bauindustrie, das verarbeitende Gewerbe und der Bergbau zu jenen Branchen, die am stärksten vom Trend zur Automation betroffen waren. Während des vergangenen Jahres habe sich hingegen ein struktureller Wandel vollzogen. Als Folge der Kontaktbeschränkungen sind die Leidtragenden mittlerweile vor allem das Hotel- und Gastgewerbe ebenso wie der Groß- und Einzelhandel, in zunehmendem Maße aber auch die Landwirtschaft. Andere Dienstleister, etwa die Finanzbranche oder Informationstechnologie, hätten während der Krise sogar Stellenwachstum verzeichnet, stellt der IWF fest.

Die sozialen Ungleichheiten kommen darin zum Ausdruck, dass in den betroffenen Wirtschaftsbereichen vor allem Jugendliche, Frauen, Minderheiten und allgemein Arbeitnehmer mit geringeren Qualifikationen beschäftigt sind. Diese stünden in der Regel vor mehreren Herausforderungen. Zum einen arbeiteten sie in weniger „qualifikationsintensiven“ Branchen und hätten daher eine höhere Wahrscheinlichkeit, während eines Konjunktureinbruchs entlassen zu werden. Auch sei die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie sich in einer anderen Industrie mit einem schlechter bezahlten Job zufriedengeben müssen.

Um symmetrische Erholung am Arbeitsmarkt sicherzustellen, fordert der Währungsfonds die Politik zu weiteren Maßnahmen auf, die bestehende Jobs sicherstellen können. Positiv hebt der IWF in seinem Ausblick in diesem Zusammenhang die Kurzarbeit in Deutschland sowie in den USA das Paycheck Protection Program (PPP) hervor, das Bestandteil des im vergangenen März verabschiedeten Konjunkturpakets im Wert von 2,1 Bill. Dollar war.

Das PPP-Programm sah staatliche Zuschüsse und Kredite für Firmen vor, die mindestens 75% ihrer Belegschaft­ behielten. Durch der­artige Programme sei während der Pandemie die Arbeitslosenquote in den betreffenden Ländern um 4,5 Prozentpunkte niedriger ausgefallen. Ergänzt werden müssten diese aber durch Umschulungs- und Fortbildungsprogramme. Auch könnten für Arbeitgeber neue Anreize geschaffen werden, um auf Stellenstreichungen zu verzichten, fordert der IWF.