PERSONEN

Japans Premier mit Amtsrekord

mf - Shinzo Abe (65) trägt sich am heutigen Mittwoch als am längsten amtierender Regierungschef in die Geschichtsbücher von Japan ein. Dann regiert er 2 887 Tage, länger als jeder andere Politiker in Japans Neuzeit ab 1885, wenn man seine Amtszeit...

Japans Premier mit Amtsrekord

mf – Shinzo Abe (65) trägt sich am heutigen Mittwoch als am längsten amtierender Regierungschef in die Geschichtsbücher von Japan ein. Dann regiert er 2 887 Tage, länger als jeder andere Politiker in Japans Neuzeit ab 1885, wenn man seine Amtszeit von 2006 bis 2007 sowie seine aktuelle Periode ab Ende 2012 zusammenrechnet.Als Gründe nennen Beobachter die Machtkonzentration in der Exekutive, die zersplitterte Opposition sowie den Mangel an Herausforderern innerhalb der Regierungspartei. Bliebe Abe bis zum 24. August 2020 an Japans Spitze, dann würde er auch noch einen neuen Rekord für die längste ununterbrochene Amtszeit aufstellen. Der aktuelle Rekordhalter ist mit 2 798 Tagen sein Großonkel Eisaku Sato, der von 1964 bis 1972 regierte.Allerdings kann Abe bei seinen vorzeigbaren Leistungen dem Vergleich mit seinem Verwandten bislang nicht standhalten. Sato erhielt 1974 den halben Friedensnobelpreis für Japans Unterschrift unter den Nichtverbreitungspakt für Nuklearwaffen, verhandelte die Rückgabe der Insel Okinawa unter japanische Hoheit und hob die Asian Development Bank mit aus der Taufe. Dagegen sind die vergangenen Abe-Jahre in erster Linie durch Stabilität und Beständigkeit geprägt. In den sechs Jahren davor hatten sechs verschiedene Politiker jeweils so kurz regiert, dass sich die Japaner ihre Namen und Gesichter kaum merken konnten.Die Stabilität war ein Schlüssel für das Wirtschaftswachstum, meinte Bloomberg-Ökonom Yuki Masujima. Tatsächlich erlebte Japan in den Abe-Jahren den zweitlängsten Konjunkturaufschwung der Nachkriegszeit, erstmals seit zwei Jahrzehnten wuchs das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt wieder. Eine beispiellose geldpolitische Lockerung der Notenbank schwächte die japanische Währung und bescherte den Unternehmen rekordhohe Gewinne. Außerdem wandelte sich Japan unter Abe vom Anhänger des Protektionismus zu einem Champion des Freihandels und schloss Handelsbündnisse mit den Pazifikanrainerstaaten wie auch der Europäischen Union ab.Die größte Zerreißprobe musste der Arbeitsmarkt aushalten: Einerseits stieg die Zahl der Beschäftigten auf ein historisches Hoch, obwohl die Bevölkerung seit 2010 schrumpft. Andererseits verschärfte sich der Arbeitskräftemangel in vielen Servicebranchen so stark, dass ausgerechnet die rechtskonservative Regierung von Abe erstmals Arbeitsvisa für ausländische Einwanderer ausgab. Allerdings haben seit April erst 895 Ausländer ein solches Visum erhalten, nur 219 davon sind schon in Japan. Dabei sollten es bis zum Jahresende 45 000 werden.