Japans Wirtschaft legt zu

Technische Faktoren als Ursache für überraschendes Plus - Neuwahl im Juli?

Japans Wirtschaft legt zu

Die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt hat im Auftaktquartal überraschend einen Sprung nach vorne gemacht. Das Bruttoinlandsprodukt legte zwischen Januar und März um 0,5 % zu, was einer Jahresrate von 2,1 % entspricht. Das Wachstum resultierte aber hauptsächlich aus Sonderfaktoren. Weiterhin wird über Neuwahlen im Juli spekuliert.mf Tokio – Das unerwartet starke Wachstum von Japans Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Auftaktquartal 2019 macht sowohl eine weitere geldpolitische Lockerung der Bank of Japan als auch die Verschiebung der Erhöhung der Umsatzsteuer auf 10 % im Oktober vorerst unwahrscheinlich. Über beide Maßnahmen wurde in Japan spekuliert, nachdem ein wichtiger Konjunkturindikator auf eine bevorstehende Rezession hingedeutet hatte. Erwartet wurde RückgangJedoch legte die Wirtschaftsleistung zwischen Januar und März um 0,5 % zum Vorquartal – das entspricht einer Jahresrate von 2,1 % – überraschend kräftig zu. Das Wachstum im Schlussquartal 2018 wurde um 0,1 Punkte auf 0,4 % nach unten korrigiert. Die Mehrheit der Analysten hatte für den Jahresauftakt mit einer leichten Schrumpfung gerechnet. Tatsächlich schwächelten jene Wirtschaftsbereiche, die in den vergangenen Jahren das Wachstum in Japan getragen hatten. So sanken die Exporte um 2,4 % zum Vorquartal, die privaten Ausgaben um 0,1 % und die Kapitalausgaben der Unternehmen um 0,3 %. Allerdings wird letzterer Wert bei der zweiten BIP-Schätzung häufig kräftig korrigiert.Stattdessen resultierte das Wachstum aus eher technischen Faktoren. Die Importe sackten um drastische 4,6 % ab und lagen damit um 1,9 % unter dem Auftaktquartal 2018. Das bedeutete den stärksten Rückgang seit zehn Jahren.Einen deutlich kleineren Beitrag zum Wachstum leisteten die staatlichen Investitionen mit einem Anstieg um 1,5 % zum Vorquartal – der erste Zuwachs seit 15 Monaten – und der private Wohnungsbau mit einem Plus von 1,1 %. Auch die Lagerinvestitionen stützten die wirtschaftliche Entwicklung das dritte Quartal in Folge, diesmal mit 0,1 Prozentpunkten.Analyst Bernd Krampen von der Nord/LB sprach von einer “strukturellen Schwäche” und nannte den Handelskrieg zwischen China und den USA sowie die Konjunkturabkühlung in China als Ursachen. Rudolf Besch von der DekaBank warnte vor einer Schrumpfung im zweiten Quartal und begründete dies mit einer möglichen Normalisierung der Lagerinvestitionen sowie einem positiven Rückpralleffekt bei den Importen. James Malcom, Ökonom von UBS Japan, nannte den Rückgang des Deflators auf 0,3 % zum Vorquartal als größte Enttäuschung. Dieser wichtigste Inflationsanzeiger sei so schwach gewachsen wie seit sieben Quartalen nicht mehr. Spekulation über UrnengangUngeachtet dieser Entwicklung spekuliert die Presse in Japan unverändert heftig über einen vorzeitigen Urnengang im Juli. Premier Shinzo Abe könnte dies mit einer Verfassungsreform begründen und als Wahlgeschenk den Mindestlohn um 18 % auf 1 000 Yen (8,13 Euro) erhöhen.