Japans Wirtschaft schrumpft erneut
mf Tokio – Die ökonomischen Folgen mehrerer Naturkatastrophen haben Japans Wirtschaft erneut schrumpfen lassen. Laut der ersten Schätzung fiel das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den drei Monaten bis Ende September um 0,3 % zum Vorquartal oder mit einer Jahresrate von 1,2 %. Im gleichen Umfang war das BIP der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt bereits im Auftaktquartal 2018 gesunken. Dieser Wert bedeutete jeweils den größten Rückgang seit Ende 2015. Dagegen hatte die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal dieses Jahres noch um 0,8 % zum Vorquartal (+3,0 % zum Vorjahr) zugelegt. Auch für das laufende Vierteljahr erwarten Ökonomen eine Rückkehr zu einem wenn auch geringen Wachstum.Der BIP-Rückgang im vergangenen Vierteljahr kam wenig überraschend. In diesem Zeitraum hatten Überschwemmungen, ein Taifun sowie ein Erdbeben das Wirtschaftsleben in der Metropolenregion Osaka und der Nordinsel Hokkaido beeinträchtigt. Dadurch wurde die Versorgung von Fabriken teilweise unterbrochen und damit die Industrieproduktion verringert. Zudem wurde der internationale Flughafen von Osaka wochenlang lahmgelegt. Wegen der Katastrophen ging erstmals seit 2013 die Zahl der ausländischen Touristen in Japan zurück. Der private Konsum, der 60 % der Wirtschaftsleistung ausmacht, sank um 0,1 % zum Vorquartal. Allerdings trugen offenbar auch die Handelsspannungen mit den USA dazu bei, das Wachstum zu stoppen. Die Exporte fielen um 1,8 % erstmals seit fünf Quartalen. Dies verringerte die Wachstumsrate um 0,3 Punkte und entsprach dem stärksten Rückgang seit mehr als drei Jahren. Die privaten Unternehmen schraubten ihre Kapitalausgaben um 0,2 % herunter. Dies wäre der erste Rückgang seit zwei Jahren. Zuletzt waren sie noch um 3,1 % gewachsen. Allerdings werden diese Daten bei der zweiten Schätzung häufig korrigiert. Lohnplus droht auszubleibenDer Konjunktureinbruch ist keine gute Nachricht für die Bank of Japan (BoJ). Die erhofften Lohnsteigerungen drohen nun auszubleiben, so dass sich die angestrebte Inflationsrate von 2 % noch schwerer erreichen lässt. Damit wachsen die Zweifel an ihren massiven Wertpapierkäufen. Ihre Bilanzsumme von 553,6 Bill. Yen (4,4 Bill. Euro) hat soeben erstmals Japans nominale Wirtschaftsleistung überschritten. Zum Vergleich: Die Bilanzsumme der EZB entspricht etwa 40 % der Wirtschaftsleistung der Eurozone. Zudem hält die BoJ 42,3 % der Staatsanleihen. Angesichts dieser Dimensionen dürfte der Druck auf die Notenbank wachsen, ihre ultralockere Geldpolitik wie in den USA und Europa zu beenden.