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John B. Emerson wird US-Botschafter in Berlin

det - Mit der Ernennung von John B. Emerson zum neuen Botschafter in Berlin hat US-Präsident Barack Obama eine langjährige Tradition fortgesetzt: Multimillionäre aus der Privatwirtschaft, die den Präsidentschaftskandidaten während des Wahlkampfs mit...

John B. Emerson wird US-Botschafter in Berlin

det – Mit der Ernennung von John B. Emerson zum neuen Botschafter in Berlin hat US-Präsident Barack Obama eine langjährige Tradition fortgesetzt: Multimillionäre aus der Privatwirtschaft, die den Präsidentschaftskandidaten während des Wahlkampfs mit großzügigen Spenden unterstützten, werden häufig mit prestigereichen diplomatischen Posten belohnt. Die Berufung des 59-jährigen Investmentbankers zum US-Topdiplomaten in Berlin dürfte aber nicht nur daran gelegen haben, dass Emerson sechsstellige Summen in die Kassen des damaligen Kandidaten Obama spülte.Sowohl Emerson als auch seine Frau Kimberly haben enge Beziehungen zu ihrer vorübergehenden Wahlheimat. Beide haben deutsche Großeltern, und der dreifache Vater scherzt, dass er mit 12 Jahren die Sprache deswegen lernte, “weil ich genug davon hatte, dass meine Großeltern immer deutsch sprachen, wenn ich nicht hören sollte, worum es ging”. Nach einem Jahr als Austauschstudent in Deutschland kehrte der Jurist zur Promotion an die renommierte Universität von Chicago zurück. In Kalifornien diente er später als Staatsanwalt und wechselte Anfang der neunziger Jahre in die Politik. Er organisierte die erfolgreiche kalifornische Kampagne des ehemaligen Präsidenten Bill Clinton, der seinen Parteifreund daraufhin prompt zum Berater in handelspolitischen Fragen ernannte. Rolle in Handelsgesprächen1997 ging Emerson in die Privatwirtschaft. Bei der Investmentfirma Capital Group leitete er bis 2010 das Privatkundengeschäft und folgte 2010 Obamas Einladung, Mitglied eines Gremiums zu werden, das den Präsidenten bei der Vorbereitung von Handelsabkommen unterstützt. Diese Erfahrung soll dem Banker auch in Berlin zugutekommen, wo er eine zentrale Rolle bei der Umsetzung des transatlantischen Freihandelsabkommens spielen wird.Anlässlich seiner Regierungserklärung hatte Obama angekündigt, Verhandlungen über ein Transatlantic Trade and Investment Partnership beginnen zu wollen. Es zielt neben dem Abbau sämtlicher Zölle insbesondere auf die Eliminierung nichttarifärer Handelsschranken zwischen den USA und der EU ab, die vergangenes Jahr Güter im Wert von 646 Mrd. Dollar austauschten. Erklärtes Ziel des Weißen Hauses ist es, die Marktöffnung so weit voranzutreiben, dass die USA ihren Fehlbetrag gegenüber Europa, der 2012 116 Mrd. Dollar erreichte und im laufenden Jahr ähnlich hoch ausfallen wird, progressiv abbauen können. Für die nächste Verhandlungsrunde Anfang Oktober in Brüssel soll der Außenhandelsexperte Emerson während der kommenden Wochen durch Gespräche mit Regierungsvertretern auf deutscher und europäischer Ebene wichtige Vorarbeit leisten.Dass er an diesem Montag seinen neuen Posten zu einer Zeit antritt, in der die bilateralen Beziehungen als Folge des NSA-Spähskandals durchaus angespannt sind, ist dem dreifachen Vater bewusst. Anpacken wird das Emerson nach Darstellung von Kollegen wie alles andere, nämlich mit lässiger kalifornischer Aufgeschlossenheit und Charme, die darauf setzen, über Freundschaften und enge persönliche Beziehungen auch politische Konflikte zu lösen.