Studien

KfW erwartet wieder etwas mehr Firmengründungen

Eine höhere Planungsquote lässt die KfW auf ein wieder regeres Gründungsgeschehen in Deutschland hoffen. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen allerdings sind nicht günstig. Ähnliches stellen auch Creditreform und ZEW in einer weiteren Studie fest.

KfW erwartet wieder etwas mehr Firmengründungen

KfW erwartet wieder etwas mehr Firmengründungen

Konjunktur und Fachkräftemangel belasten – Verstärkter Eigenmitteleinsatz – Bürokratie bleibt Hemmnis

ba Frankfurt

2022 wurde weniger Unternehmen gegründet, in diesem Jahr könnten es aber wieder mehr werden. Zwar würden sich die Konjunktur und der Fachkräftemangel belastend auswirken, doch durch die höhere Planungsquote sei dennoch „mit einer stabilen, tendenziell steigenden Gründungstätigkeit zu rechnen“, wie es im KfW-Gründungsmonitor heißt. Von der Idee bis zur Umsetzung dauere es im Durchschnitt mehrere Monate, sodass die Entwicklung der Planungsquote normalerweise ein guter Indikator für die Entwicklung der zu erwartenden Gründungstätigkeit sei – auch wenn nur ein Bruchteil der Gründungsplanungen realisiert werde.

Die 550.000 Gründungen des Jahres 2022 entsprechen einem Rückgang um 57.000 oder 9%, wobei insbesondere weniger Firmen im Nebenerwerb gegründet wurden (siehe Grafik). Die Erholung von Corona sei damit 2022 unterbrochen worden, der Tiefstand von 2020 wieder „in greifbare Nähe gerückt“, sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib mit Blick auf die 108 Gründungen je 10.000 Menschen im Alter von 18–64 Jahren. 2020 war mit 104 ein Rekordtief erreicht worden, 2021 folgte eine Erholung auf 119. Als Ursache für den Rückgang macht die KfW einen verringerten konjunkturellen Impuls sowie den gut laufenden, von Fachkräftemangel geprägten Arbeitsmarkt aus, der potenziellen Gründern „attraktive Erwerbsalternativen biete“.

Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform und das ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung machen in einer gemeinsamen Studie ebenfalls einen deutlichen Rückgang der Unternehmensgründungen im vergangenen Jahr aus, und zwar um 7%. Sie führen diese Entwicklung auf Faktoren wie steigende Energiekosten, die hohe Inflation und unterbrochene oder verzögerte Lieferprozesse von Materialen und Vorprodukten zurück.

Vor allem im verarbeitenden Gewerbe und im Hightech-Bereich würden viele wegen der Rahmenbedingungen vor einer Gründung zurückschrecken. Einzige Ausnahme sei der Bereich Energieversorgung. Hier habe die steigende Sensibilität für Energiekosten nicht nur für eine hohe Nachfrage gesorgt, sondern auch zu deutlich mehr Unternehmensgründungen geführt.

Die demografische Entwicklung gilt auch bei Creditreform und ZEW als dämpfender Faktor: „Die zunehmende Verschärfung des Fachkräftemangels steigert auf der einen Seite die Kosten einer Gründung, auf der anderen macht sie unselbständige Arbeitsverhältnisse attraktiver. Die Bereitschaft, ein – im Verhältnis zur Festanstellung – riskantes Gründungsprojekt anzugehen, sinkt“, sagte ZEW-Expertin und Studienautorin Sandra Gottschalk.

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Die Gründer seien älter geworden – weil ältere Menschen zunehmend länger gesund blieben und zum anderen im Mittel vermögender seien als frühere Kohorten älterer Menschen, vermutet Gottschalk. „Die heutigen Ü-60-Gründer setzen ihr Kapital häufig als sogenannte ‚Founding Angels‘, also als Privatinvestoren ein, um Start-ups finanziell zu unterstützen und ihre Berufserfahrung einzubringen.“ Junge Unternehmen, die Innovationen vorantreiben und das Potenzial haben, schnell zu wachsen, würden eher von Risikokapitalgebern finanziert.

Die KfW kommt zu dem Schluss, dass die Gründungstätigkeit 2022 zum Großteil durch die Gründer eigenfinanziert wurde. Bei 65% wurde ausschließlich Kapital der Gründerpersonen eingesetzt, während von 18% externes Kapital mobilisiert wurde. Die Sorgen vor dem finanziellen Risiko waren denn auch zu 62% die Ursache, dass ein Gründungsplan aufgegeben wurde. Das größte Hemmnis war aber die Bürokratie – auch bei den realisierten Gründungen.

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