Konjunkturängste nehmen ab

ZEW-Erwartungen steigen unerwartet stark - Noch optimistischer für Euroraum

Konjunkturängste nehmen ab

ba Frankfurt – Angesichts der positiven Signale für ein Zwischen-Abkommen im US-chinesischen Handelskonflikt, der gestiegenen Wahrscheinlichkeit eines geordneten Brexit sowie der weiter stützenden Geldpolitik ist bei Finanzmarktexperten wieder ein verstärkter Konjunkturoptimismus aufgekommen. Die Zuversicht steigt dabei vor allem mit Blick auf die Eurozone, aber auch für deren größte Volkswirtschaft. Lage “wenig berauschend”Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland sind im November im Monatsvergleich überraschend um 20,7 auf -2,1 Punkte geklettert. Dies ist der höchste Stand seit Mai. Ökonomen hatten nach dem leichten Rückgang von 0,3 Punkten im Oktober zwar mit einem Plus gerechnet, allerdings nur einen Wert von -13,0 Zählern erwartet. Sie zeigten sich dennoch nur vorsichtig optimistisch und warnten vor zu großer Euphorie. Dies insbesondere mit Blick auf die Lageeinschätzung, die mit -24,7 Punkten “weiter wenig berauschend ist”, wie Stefan Große von der NordLB sagte. Im Vormonat notierte die Lagekomponente mit -25,3 auf dem niedrigsten Stand seit April 2010. Dass das Plus nur marginal ausfiel, ist durch die nach wie vor enttäuschende Industrieproduktion begründet, so Große. Aktuell sehe es aber nach einer Bodenbildung in der deutschen Wirtschaft aus.”Die Hoffnung steigt, dass sich das internationale wirtschaftspolitische Umfeld in der näheren Zukunft verbessern wird”, kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 200 Analysten und institutionellen Anlegern. Für Zuversicht sorgte etwa, “dass Strafzölle auf Autoimporte aus der EU in die Vereinigten Staaten weniger wahrscheinlich sind als vor einigen Wochen”. Es wird erwartet, dass US-Präsident Donald Trump die zuletzt für Mitte November terminierte Entscheidung über die Autozölle um ein halbes Jahr verschieben wird.”Möglicherweise liegt also vorerst das Schlimmste an Hiobsbotschaften hinter der deutschen Volkswirtschaft”, analysiert Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Es sei nicht auszuschließen, dass die Wirtschaft nicht nur im dritten, sondern auch im vierten Quartal geschrumpft ist – damit wäre die Definition einer technischen Rezession erfüllt. Über die Entwicklung in den drei Monaten bis September berichtet das Statistische Bundesamt am Donnerstag.Für die Eurozone ergibt die ZEW-Umfrage ein noch optimistischeres Bild: Die Erwartungskomponente ist um 22,5 auf -1,0 Punkte gestiegen, die Lagekomponente um 6,8 auf -19,6 Zähler. Einen ähnlichen Befund liefern auch die Frühindikatoren (CLI) der Industrieländerorganisation OECD für September. Demnach wird weiterhin für Frankreich, nun aber auch für Italien und den gesamten Euroraum ein stabiles Wachstums erwartet. Für Deutschland und Großbritannien hingegen wir eine nachlassende Dynamik signalisiert – im Fall des Vereinigten Königreichs allerdings gebe es wegen der anhaltenden Brexit-Unsicherheit eine hohe Fehlerwahrscheinlichkeit. Der CLI soll frühzeitig Wendepunkte im Wachstumszyklus der OECD-Staaten anzeigen.