Konjunkturerwartungen geben etwas nach

ZEW-Umfrage: Aktuelle Lage auf Sechsjahreshoch

Konjunkturerwartungen geben etwas nach

ba Frankfurt – Die Stimmung unter Finanzmarktexperten hat sich im Juni gemessen am ZEW-Konjunkturbarometer zwar überraschend etwas eingetrübt, liegt aber immer noch auf hohem Niveau. An der Erwartung eines anhaltend robusten Aufschwungs hierzulande ändert dies aber nichts.Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland sind im Juni um 2,0 auf 18,6 Punkte gefallen und liegen damit weiter unter dem langjährigen Durchschnitt von 23,9 Zählern. Ökonomen hatten ein Plus auf 21,5 Punkte erwartet nachdem im Mai der höchste Wert seit August 2015 erreicht worden war. Die aktuelle Lage dagegen wurde erneut besser als vor Monatsfrist bewertet. Das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) meldet hier ein Wachstum um 4,1 auf 88,0 Punkte (siehe Grafik) und damit den Höchstwert seit Juli 2011.Vor diesem Hintergrund sei es sicher kein Alarmsignal, dass die Erwartungskomponente “etwas Federn lassen musste”, urteilte Christian Lips von der Nord/LB. Für die Lagekomponente sieht er derzeit kaum noch Steigerungspotenzial, was auch erkläre, dass die Zahl der Umfrageteilnehmer, die eine weitere Steigerung erwartet, abnehme. Vom erreichten Niveau aus gleiche “eine Seitwärtsbewegung einer Wanderung auf einem Hochplateau”, sagte Lips.Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft seien nach wie vor günstig”, resümiert denn auch ZEW-Präsident Achim Wambach das Ergebnis der monatlichen Umfrage unter 210 Analysten und institutionellen Anlegern. Dies liege “nicht zuletzt an der positiven Entwicklung des Wachstums in der Europäischen Union im ersten Quartal dieses Jahres”. Wahlen schlagen sich niederFür die Eurozone sind die Experten zuversichtlicher als für deren größte Volkswirtschaft: Sowohl das Barometer der Konjunkturerwartungen als auch der Indikator der aktuellen Lage für den gemeinsamen Währungsraum haben zugelegt. Der jüngste Rückgang politischer Risiken könnte dazu beigetragen haben, meint Nord/LB-Experte Lips. Erst am Sonntag hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mit seiner Partei La République en marche (LREM) durch den Ausgang der ersten Runde zur Parlamentswahl kräftig Rückenwind für seinen Reformkurs bekommen (vgl. BZ vom 13. Juni). Es wird nun erwartet, dass sich dieser Erfolg bei der Stichwahl am kommenden Sonntag fortsetzt. So haben sowohl die Lage- als auch die Erwartungskomponente für Frankreich kräftig zugelegt – ebenso wie für Italien. Die italienischen Wähler haben die europakritische 5-Sterne-Bewegung des Komikers Beppe Grillo bei den Kommunalwahlen am Sonntag abgestraft. Die beiden Teilindikatoren für Lage und Erwartungen haben sich hingegen sowohl für die USA als auch Großbritannien deutlich eingetrübt. So hat US-Präsident Donald Trump mit seinem vorübergehenden Einreiseverbot für Bürger aus sechs muslimischen Staaten vor dem Berufungsgericht in San Francisco eine weitere juristische Niederlage erlitten. Zudem haben die Generalstaatsanwälte des Distrikts von Columbia und Maryland eine Klage gegen Trump vor einem Bundesgericht in Maryland eingereicht wegen Verstoßes gegen die “Emolument Clause”, die dem Präsidenten die Annahme von Geschenken oder ähnlichen Leistungen ausländischer Regierungen verbietet.