Jobmarkt

Konjunkturschwäche schwappt auf Jobmarkt über

Im Juni ist die Arbeitslosigkeit hierzulande jahreszeituntypisch leicht gestiegen. Im Vergleich zu den anderen Euro-Ländern ist die Arbeitslosenquote nahezu unschlagbar niedrig. Wobei die Quote für den Euroraum insgesamt weiterhin auf dem Rekordtief verharrt.

Konjunkturschwäche schwappt auf Jobmarkt über

Konjunkturschwäche schwappt auf Jobmarkt über

Arbeitslosigkeit steigt jahreszeituntypisch – Quote im Euroraum unverändert auf Rekordtief

ba Frankfurt

Die schwächelnde Konjunktur hinterlässt nun auch auf dem deutschen Arbeitsmarkt sichtbare Spuren. Im Juni ist nicht nur die Arbeitslosigkeit entgegen dem sonst üblichen Jahreszeitmuster gestiegen, auch der Beschäftigungsaufbau schwächelte. Ökonomen werten den deutschen Jobmarkt ebenso wie den im Euroraum dennoch weiter als stabil. In den 20 Ländern des gemeinsamen Währungsraums ist die Arbeitslosigkeit im Mai weiter gesunken.

Im Juni stieg die Arbeitslosigkeit hierzulande um 11.000 auf 2,555 Millionen Personen. Das sind 192.000 mehr als im Juni vergangenen Jahres. Die Arbeitslosenquote blieb unverändert bei 5,5%. „Ein Anstieg der Arbeitslosigkeit im Juni kommt wirklich nur in Ausnahmefällen vor“, sagte die Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Andrea Nahles, laut Reuters. Zuletzt war dies allerdings bereits 2020 in der Corona-Pandemie oder 2022 mit dem Wechsel der ukrainischen Geflüchteten in die Zuständigkeit der Jobcenter der Fall. Diesen Juni hätte die Arbeitslosigkeit aber auch ohne die Berücksichtigung ukrainischer Geflüchteter zugelegt. Saisonbereinigt lag die Zahl der Arbeitslosen um 28.000 über dem Niveau im Mai. Ökonomen hatten hingegen einen Zuwachs von 13.000 prognostiziert.

Verfestigung droht

„Die schwierigeren wirtschaftlichen Rahmenbedingungen spüren wir nun auch auf dem Arbeitsmarkt“, erklärte Nahles weiter. Die Arbeitslosigkeit steige und das Beschäftigungswachstum verliere an Schwung. Auch in den nächsten Monaten rechne die BA mit einem Anstieg der Erwerbslosigkeit. Das Risiko, den Job zu verlieren, sei zwar nach wie vor sehr niedrig, da es bei den Arbeitgebern Halteeffekte gebe. Wer aber arbeitslos sei, habe es schwerer, eine neue Stelle zu finden. „Schlechtere Chancen hatten sie nur zu Beginn der Corona-Pandemie“, sagte Nahles. Daher drohe eine Verfestigung der Arbeitslosigkeit. Derzeit gilt rund jeder dritte Arbeitslose als langzeitarbeitslos, erläuterte Staatssekretärin Leonie Gebers zu dem Anstieg der Langzeitarbeitslosigkeit um 30.000 auf insgesamt 908.000 Menschen. Die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung nahm saisonbereinigt von März auf April nicht weiter zu. Im Jahresvergleich stieg sie um 290.000 auf 34,66 Millionen Beschäftigte.

Einen deutlichen Rückgang gibt es derweil bei der Kurzarbeit: Vom 1. bis einschließlich 26. Juni wurde für 45.000 Personen konjunkturelle Kurzarbeit angezeigt. Die tatsächliche Inanspruchnahme – für die es aktuelle Daten bis April gibt – zeigt, dass die Zahl der Beschäftigten, für die konjunkturelles Kurzarbeitergeld gezahlt wurde, im April auf 135.000 gesunken ist. Im März waren es noch 160.000 und 151.000 im Februar.

Im Vergleich zu den anderen Euro-Ländern glänzt der deutsche Arbeitsmarkt. Die für diesen Zweck nach dem Konzept der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) errechnete Erwerbslosenquote belief sich im Mai auf 2,9%. Dies liegt weit unter den 6,5%, die für den Euroraum ausgewiesen werden. Bereits im April war die Quote auf dieses Rekordtief gefallen. Ökonomen hatten die Stagnation auch so erwartet. Laut Eurostat waren im Mai 11,014 Millionen Menschen im Euroraum arbeitslos gemeldet. Das sind 57.000 weniger als im April und 227.000 weniger als im Mai 2022. Die Jugendarbeitslosenquote verharrte bei 13,9%, im Alter zwischen 15 und 24 Jahren waren 2,226 Millionen als arbeitslos gemeldet.

Die höchsten Arbeitslosenquoten im Euroraum verzeichnen weiter Spanien (12,7%) und Griechenland (10,8%).

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