Lindner trennt sich von Haushaltsstaatsekretär Gatzer
Lindner trennt sich von Haushaltsstaatsekretär Gatzer
Nachfolger Reuter leitet die Grundsatzabteilung
wf Berlin
Mitten in den Wirren um den Bundeshaushalt muss Haushaltsstaatssekretär Werner Gatzer gehen. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) versetzt seinen besten Experten in Haushaltsfragen zum Jahresende 2023 in den einstweiligen Ruhestand. Das Verfahren sei eingeleitet, teilte das Bundesfinanzministerium mit. Neuer Staatssekretär soll Wolf Reuter werden. Er leitet seit April 2022 die Grundsatzabteilung im Bundesfinanzministerium. Der Chefökonom Lindners war zuvor Generalsekretär des Sachverständigenrats für Wirtschaft.
Mit Gatzer trennt sich Lindner von einem seiner versiertesten Staatsekretäre. Dessen Ära neigte sich aber ohnehin dem Ende zu. Anfang November vollendete Gatzer sein 65. Lebensjahr. Sein Ausscheiden war im nächsten Jahr geplant. In der FDP hatte sich mancher indessen schon früher einen weniger selbstbewussten Hüter der Finanzen gewünscht. Der Rheinländer wusste mit einer gehörigen Portion Nonchalance die Geschicke in die gewünschte Richtung zu lenken. Seit 2005 war Gatzer mit kurzer Unterbrechung auf diesem Posten. Er startete 1990 als Referent im Bundesfinanzministerium und hat sich in all den Jahren fast ausschließlich mit dem Haushalt befasst. Ausgestattet mit SPD-Parteibuch diente er vor Lindner schon Ministern unterschiedlicher Couleur als Staatssekretär: Peer Steinbrück (SPD), Wolfgang Schäuble (CDU), Olf Scholz (SPD). Die Tiefen des mehr als 3.500-Seiten starke Haushaltsgesetzes kennt er besser als mancher Referent im Haus, auch die heimlichen Reserven. Wenn nötig trieb Gatzer immer noch ein paar fehlende Milliarden auf, um Löcher zu stopfen und ohne die Regeln zu brechen. Davon war er auch vor dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vergangene Woche zum Etat 2021 überzeugt.