Corona

Lockdown geht in die Verlängerung

In Deutschland zeichnet sich eine Verlängerung des Lockdowns von großen Teilen der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens auch über den 14. Februar hinaus ab. Bundeskanzlerin Angela Merkel berät am Mittwoch mit den Bundesländern weitere Schritte. Als Erstes dürfte die Öffnung von Schulen und Kitas kommen.

Lockdown geht in die Verlängerung

wf Berlin

Die Infektionszahlen in der Coronakrise sollen noch weitere zwei Wochen „nach unten“ gedrückt werden. Zu diesem Bemühen hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der Onlinekonferenz des CDU-Präsidiums aufgerufen, wie die Nachrichtenagentur Reuters aus Teilnehmerkreisen berichtet. Die Belegung von Intensivbetten mit Covid-19-Patienten liege noch über dem Höchststand in der Frühjahrswelle 2020, stellte Merkel demnach fest. Am Mittwoch bei der Beratung von Bund und Ländern wird der Kanzlerin zufolge über Wege zu einer schrittweisen Öffnung von Schulen und Kitas gesprochen. Dies solle Planungssicherheit bringen. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) kündigte an, die Bund-Länder-Runde werde über ein Öffnungskonzept sprechen. Dies müsse weiter konkretisiert werde, sagte Scholz im ZDF. Auch für ihn haben Schulen und Kitas Priorität.

FDP-Generalsekretär Volker Wissing­ hält ein „Signal der Hoffnung“ für dringend nötig. Die Kollateralschäden im sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Bereich würden immer greifbarer. „Viele Unternehmen haben aufgegeben, weil die Betroffenen die Hoffnung verloren haben“, erklärte Wissing, der auch Wirtschaftsminister in Rheinland-Pfalz ist: „Deutschland braucht ein klares, verlässliches und vertrauenswürdiges politisches Konzept, wann, wie und unter welchen Bedingungen wir zurückkehren können zu einer neuen Normalität.“ Man könne einen Lockdown zu früh beenden – allerdings auch zu spät.

Infektionszahlen sinken

Laut Robert-Koch-Institut (RKI) meldeten die Gesundheitsämter am Montag 4535 Corona-Neuinfektionen und 158 neue Todesfälle innerhalb eines Tages. Eine Woche zuvor betrugen die Zahlen der Neuinfektionen 5608 und der Todesfälle 175. An Montagen liegen die Zahlen wegen des Wochenendes gewöhnlich niedriger. Der höchste Wert der Neuinfektionen wurde am 18. De­zember mit 33777 binnen eines Tages erreicht. Die Kennzahl der Neuinfektion im Sieben-Tages-Mittel bezogen auf 100000 Einwohner sank am Montag auf 76, nach einem Höchstwert von knapp 200 kurz vor Weihnachten. Ziel ist es, die Marke von 50 zu unterschreiten, damit die Gesundheitsämter wieder Infektionsketten nachverfolgen können und die Kapazität der Intensivbetten nicht an Grenzen stößt.

Die schrittweise Öffnung von Schulen und Kitas wird auch in den Bundesländern ins Auge gefasst, die dafür administrativ zuständig sind. Malu Dreyer (SPD), Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, plädierte für bundeseinheitliche Regelungen. Hessen erwägt, die Schulen vom 22. Februar an schrittweise zu öffnen. Nach den von Bundesforschungsministerin Anja Karliczek vorgestellten Leitlinien zur Prävention und Kontrolle von Corona-Infektionen in Schulen halten Wissenschaftler bei entsprechenden Hygienekonzepten das Risiko für beherrschbar. Sie hatten 40 internationale Studien zum Thema ausgewertet.

Positiv würde sich eine Öffnung der Schulen auch auf den Arbeitsmarkt auswirken. Die coronabedingten Arbeitsausfälle der Erwerbstätigen im aktuellen Lockdown bis Mitte Februar stiegen auf 59,2 Millionen Arbeitstage oder 6,2 Stunden pro Kopf. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). „Die mit der zweiten Welle der Pandemie verbundenen Arbeitsausfälle sind beträchtlich“, stellten die IAB-Forscher Susanne Wanger und Enzo Weber fest. Sie träfen die arbeitenden Branchen, die nicht im Lockdown steckten.

Bezogen auf das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen aus der Periode vor der Krise liege der Rückgang bei 1,2%. Rund 1,2 Millionen Erwerbstätige könnten nicht arbeiten, da die Betreuungsangebote für ihre Kinder beschränkt seien oder komplett ausfielen. Der gesamte Arbeitsausfall aufgrund der Kita- und Schulschließungen beläuft sich laut IAB auf geschätzt 37,4 Millionen Arbeitstage oder rund 0,8 Arbeitstage pro Erwerbstätigem. Wegen Co­vid-19-Erkrankungen der betroffenen Erwerbstätigen sind dem IAB zu­folge 8,7 Millionen Arbeitstage ausgefallen.

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