PERSONEN

Martin Hüfner

lz - Seine Fangemeinde war riesengroß. Immer wenn Martin Hüfner, der langjährige Chefvolkswirt des Finanzdienstleisters Assenagon, seine wöchentlichen Kolumnen verschickt hatte, konnte man sicher sein, dass der Mausklick auf das Attachment der Mail...

Martin Hüfner

lz – Seine Fangemeinde war riesengroß. Immer wenn Martin Hüfner, der langjährige Chefvolkswirt des Finanzdienstleisters Assenagon, seine wöchentlichen Kolumnen verschickt hatte, konnte man sicher sein, dass der Mausklick auf das Attachment der Mail stets eine interessante Analyse und Meinungsäußerung auf den Monitor zauberte und dabei auch noch die üblichen Argumentationslinien intellektuell scharfsinnig hinterfragt wurden. Am Samstag ist Martin Hüfner im Alter von 77 Jahren verstorben.Besonders die Vermittlung volkswirtschaftlicher Zusammenhänge war ihm zeitlebens ein großes Anliegen – und dahinter nahm er sich selbst immer zurück. Eitelkeit oder Selbstdarstellung waren ihm fremd, was sich gerade in einer Zeit positiv abhob, da selbst unter Ökonomen in sozialen Medien wie Twitter immer öfter ein rüder, herablassender Ton Einzug hält sowie die Selbstdarstellung Reden und Diskurse bestimmen.Bis in jüngster Zeit hatte sich Hüfner mit aktuellen wirtschaftspolitischen sowie ökonomischen Fragen beschäftigt und seine Kommentare und Analysen auf vielen Kanälen publiziert. Zuletzt schrieb er über die geringe Teuerung (“Keine Angst vor der niedrigen Inflation”) und den Kurs der Europäischen Zentralbank (“Befindet sich die Geldpolitik in einem Schwarzen Loch?”).Die meist trockene Materie konnte er verständlich und zugleich unterhaltsam darlegen, wozu es bestimmter kommunikativer Fähigkeiten der ökonomischen Reduktion bedarf – eine Gabe, über die Hüfner reichlich verfügte. Denn der gebürtige Dessauer hatte nicht nur ein mit Promotion abgeschlossenes Studium der Volkswirtschaft in Paris und München absolviert, sondern war auch ausgebildeter Redakteur (“Mainzer Allgemeine Zeitung”). Seine Karriere in der Finanzindustrie begann 1974 in der volkswirtschaftlichen Abteilung der Hessischen Landesbank, ehe er 1975 zur gleichen Abteilung bei der Deutschen Bank wechselte, die er dann von 1986 bis 1988 auch leitete. Anschließend wechselte er als Chefvolkswirt zur Bayerischen Vereinsbank bzw. der HypoVereinsbank (bis 2005). In Brüssel saß er zudem dem renommierten Wirtschafts- und Währungsausschuss der europäischen Chefvolkswirte vor. Nach seinem Weggang von der Hypovereinsbank beriet er verschiedene Finanzdienstleister in Deutschland, der Schweiz und Österreich. Und von 2009 bis zu seinem Tod arbeitete er als Chief Economist und Berater des Finanzdienstleisters Assenagon Group und war zudem viel als Redner unterwegs.Martin Hüfner hinterlässt seine Ehefrau sowie zwei Kinder und vier Enkelkinder.