Martin Schulz 65
ahe – Sein Gastspiel in der Bundespolitik fällt nur kurz aus: In dieser Woche hat Martin Schulz angekündigt, 2021 nicht noch einmal für den Bundestag zu kandidieren. Seine Zukunft sieht der Sozialdemokrat jetzt bei der parteinahen Friedrich-Ebert-Stiftung, zu deren Vorsitzendem er am Montag gewählt worden war. Eine “ehrenvolle Aufgabe” sei dies, findet der frühere Buchhändler und Bürgermeister des Aachener Vororts Würselen, der eigentlich Bundeskanzler werden wollte.Der SPD-Parteivorstand hatte den langjährigen Europaabgeordneten Ende Januar 2017 einstimmig als Kanzlerkandidaten nominiert. Es begann ein kaum für möglich gehaltener Hype mit angeblich mehr als 10 000 Parteieintritten in den ersten Wochen nach dieser Nominierung. Auf einem außerordentlichen Bundesparteitag wurde Martin Schulz dann im März mit unglaublichen 100 % der gültigen Stimmen zum Parteivorsitzenden der SPD gewählt. Doch dann ging es schnell bergab. Erst wurden mehrere Landtagswahlen verloren. Dann brach die SPD bei der Bundestagswahl im September 2017 auf 20,5 % und damit auf das bis dahin schlechteste Wahlergebnis der Nachkriegsgeschichte ein. Die Zeit des kurzzeitigen Hoffnungsträgers als Parteivorsitzender endete im Februar 2018. Seither ist der Fan des 1. FC Köln nur noch einfacher Abgeordneter ohne besonderes Amt.In Brüssel war Schulz dagegen lange Zeit eine große Nummer gewesen. Er war mehr als 20 Jahre (1994 bis 2017) Europaabgeordneter, hatte zeitweise die sozialdemokratische Fraktion angeführt und war von 2012 bis 2017 schließlich Präsident des EU-Parlaments.Allerdings hatte der Vater zweier erwachsener Kinder auch in dieser Zeit schon eine wichtige Wahl verloren: Bei der Europawahl 2014 wurden erstmals Spitzenkandidaten aufgestellt, die sich um das Amt des EU-Kommissionspräsidenten bewarben. Schulz trat an, konnte mit seinen Sozialdemokraten aber nicht an den Christdemokraten, der Europäischen Volkspartei (EVP) vorbeiziehen, deren Kandidat Jean-Claude Juncker dann auch Chef der Europäischen Kommission wurde.Nun also die Friedrich-Ebert-Stiftung, in der er “Utopien und Visionen für die Zukunft” entwickeln will, wie der schon vielfach ausgezeichnete Politiker auf der Jahresmitgliederversammlung ankündigte. Am Sonntag feiert Martin Schulz aber erst einmal seinen 65. Geburtstag.