NOTIERT IN PARIS

Maus will Krokodil schlucken

Schluckt Maus Krokodil? Die Meldung wirkt auf den ersten Blick so absurd, dass sie zum Schmunzeln anregt. Doch in Wahrheit verbirgt sich dahinter eine traurige Geschichte. Denn nach dem öffentlich ausgetragenen Streit von L'Oréal-Erbin Liliane...

Maus will Krokodil schlucken

Schluckt Maus Krokodil? Die Meldung wirkt auf den ersten Blick so absurd, dass sie zum Schmunzeln anregt. Doch in Wahrheit verbirgt sich dahinter eine traurige Geschichte. Denn nach dem öffentlich ausgetragenen Streit von L’Oréal-Erbin Liliane Bettencourt und ihrer Tochter sorgt in Frankreich erneut ein öffentlich ausgetragener Familienzwist für Schlagzeilen. Diesmal ist hinter den Kulissen des bekannten Sportartikelherstellers Lacoste ein erbitterter Streit zwischen den 22 Erben von Firmengründer René Lacoste entbrannt – immerhin sind Krokodile nicht gerade als die friedfertigsten Tiere bekannt. Die Erben halten 6 % des Kapitals und haben sich nun in zwei verfeindete Lager gespalten. Lachender Dritter bei diesem Streit ist Maus Frères aus der Schweiz – eine diskrete Familie, die bereits seit 14 Jahren 35 % des Lacoste-Kapitals hält und nun weitere 30 % übernehmen will.Maus Frères legte vor 100 Jahren mit einem Warenhaus in Luzern den Grundstein für ein Imperium, zu dem Supermarktketten, Drogerien sowie große Beteiligungen an dem Outdoorspezialisten Aigle und der Modemarke Gant gehören. Die Familienholding, die auf einen Jahresumsatz von 5,3 Mrd. Schweizer Franken kommt, hält neben der Beteiligung an Lacoste 90 % an Devanlay, dem wichtigsten Lizenzpartner von Lacoste. Er ist für Fertigung und Vertrieb der Kleidung und der Lederwaren der Krokodil-Marke zuständig. Denn der französische Sportartikelhersteller vertreibt seine Produkte nicht selber, sondern überlässt dies Partnern, die dafür Lizenzabgaben zahlen. Mit Hilfe dieser Einnahmen kam Lacoste 2011 auf einen Umsatz von 1,6 Mrd. Euro. In diesem Jahr dürften es 1,8 Mrd. Euro sein.Entbrannt ist der Streit im Krokodil-Becken wegen der umstrittenen Ernennung von Sophie Lacoste-Dournel als neuer Verwaltungsratschefin. Eigentlich hatte ihr Vater Michel Lacoste, der den Verwaltungsrat bis vor Kurzem sieben Jahre lang leitete, ihre Cousine Béryl Lacoste-Hamilton als Nachfolgerin auserkoren. Doch gegen seine Empfehlung und zur Überraschung vieler Beobachter wurde die 36-jährige Schauspielerin Sophie Lacoste-Dournel gewählt die sofort dafür sorgte, dass ihr Vater aus dem Verwaltungsrat flog.Michel Lacoste versuchte daraufhin, gerichtlich gegen ihre Ernennung vorzugehen. Ihre Wahl sei regelwidrig erfolgt, so sein Vorwurf. Seine Tochter habe sich mit der Familie Maus verbündet. Doch nun vollzog Michel Lacoste eine Kehrtwende. Nicht seine Tochter, sondern er und die mit ihm verbündeten Erben unterzeichneten am Freitag mit der Familie Maus ein Abkommen über den Verkauf ihrer Anteile in Höhe von 30 %. Maus Frères soll als Preis dafür 300 bis 400 Mill. Euro geboten haben. Theoretisch kann das Lager um die neue Verwaltungsratschefin noch verhindern, dass das Krokodil von der Maus geschluckt wird, denn es besitzt ein einmonatiges Vorkaufsrecht. Gelingt es nicht, das erforderliche Geld aufzubringen, fällt Lacoste in Schweizer Hände. Es sei denn, es taucht noch ein weißer Ritter auf. Ausgeschlossen scheint dies nicht, denn Gerüchten zufolge soll auch der Puma-Mutterkonzern PPR an Lacoste interessiert sein. *Franzosen sind nicht an komplizierten High-Tech-Nahrungsmitteln interessiert. Das ist die Erkenntnis von Meinungsforschern, die sich anlässlich der zu Ende gegangenen Nahrungsmittelmesse Sial mit dem Ess- und Einkaufverhalten französischer Verbraucher beschäftigt haben. Resultat: Die Angebote der großen Nahrungsmittelkonzerne entsprechen nicht oder kaum der Nachfrage der Endverbraucher. So wollen immer mehr Konsumenten vor allem Lebensmittel kaufen, die in ihrer Nähe oder in angrenzenden Regionen produziert werden. Stattdessen entwickeln Nahrungsmittelkonzerne vor allem immer mehr, hochkomplizierte Rezepte.Zudem wirkt sich die Krise auf das Essverhalten aus. So sparen viele Franzosen inzwischen bei Grundnahrungsmitteln und kaufen statt Markenprodukten günstigere Handelsmarken. Gleichzeitig gönnen sie sich aber auch als eine Art Trostpflaster ein paar besonders gute Produkte. Seit Beginn der Krise sind bestimmte Nahrungsmittel-Kategorien eine Art Zuflucht aus dem harten Alltag geworden, die man sich aber täglich gönnt.