Michael C. Burda 60
lz – Er ist einer der eher unkonventionellen Ökonomen, die man nicht gleich von vornherein einordnen kann: Michael C. Burda. Der in New Orleans geborene Wissenschaftler mischt sich gern in die politische Debatte ein und lehrt seit schon 25 Jahren an der Berliner Humboldt-Universität.Burda ist zwar in seinem ökonomischen Ansatz dem deutschen volkswirtschaftlichen Mainstream verhaftet, was er in seiner Rolle als Vorsitzender des Vereins für Socialpolitik (2011 bis 2014), der Vereinigung deutschsprachiger Volkswirte, in den Debatten über die Haltung der Ökonomen zur Finanzkrise auch stets darlegte. Immer wehrte er sich gegen Vorhaltungen vor allem aus angelsächsischer Richtung, die deutsche Volkswirtschaftslehre stelle mit ihrem “Austeritätskurs” und ihrer ordnungspolitischen Fixierung eine Randerscheinung im ökonomischen Universum dar.In vielen Äußerungen entpuppt sich aber auch Burda als jemand, der gerne neue Pfade einschlägt, zu unkonventionellen Denkweisen neigt und damit zum Nachdenken anregt, ob die ökonomische Basis, auf der die Wirtschaftswissenschaft aktuell argumentiert, noch tragfähig ist oder nicht doch einer Ergänzung oder eines Umbaus bedarf. So warnte er in der Euro-Krise vor zu viel Marktgläubigkeit in der Ökonomenzunft. Als die Europäische Zentralbank (EZB) wegen ihrer superlockeren Geldpolitik in der Kritik stand, betonte er, dass er eine Regierung der Zentralbanken einer Regierung der Finanzmärkte vorziehe. Denn die EZB habe in der Krise Stärke, Augenmaß und Führung gezeigt. Er verlangt in diesem Zusammenhang denn auch eine “Depolitisierung” der Geldpolitik durch Auflösung der nationalen Notenbanken und Gründung länderübergreifender Notenbankbezirke. Ansonsten würde der Euro “den nächsten starken makroökonomischen Schock wahrscheinlich nicht überstehen”.In diesem Zusammenhang wirbt er auch für eine Exit-Möglichkeit aus der Eurozone, weil dies entgegen anderer Ansichten der Disziplinierung diene und schädliches Verhalten (Moral Hazard) eher eingrenze.Der Politik wirft Burda die zu hastige Einführung des Euro vor – ohne die Folgen einer staatenlosen Währung beachtet zu haben. Besonders unheilvoll sei es gewesen, schreibt er in seinem 2018 überarbeiteten Lehrbuch “Makroökonomie: Eine europäische Perspektive”, dass man die Rolle der Banken als eine der wichtigsten Komponenten im monetären Kreislauf übersehen habe. Letztendlich sei die Krise daher “die Folge eines Versagens der Politik und nicht der Makroökonomie”.Burda wurde für einige angesehene Positionen gehandelt, im Jahr 2003 etwa für den Präsidentenstuhl bei Kieler Weltwirtschaftsinstitut. Er sagte ab, woraufhin Dennis Snower gewählt wurde. Jüngst folgte diesem Gabriel Felbermayr vom Ifo-Institut nach.Der US-Amerikaner hat in Göttingen studiert und an der Harvard University promoviert. Weitere Stationen waren Berkeley in Kalifornien und Insead in Frankreich. Seit 1993 lehrt er an der Humboldt-Universität, seit 2007 zudem an der European School of Management and Technology. Er ist Research Fellow des Centre for Ecomomic Policy Research (CEPR), des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) und Fellow der European Economic Association.1998 erhielt er den Gossen-Preis des Vereins für Socialpolitik. In seiner Arbeit befasst er sich neben Fragen der europäischen Integration vor allem mit Arbeitsmarktökonomie. Aktuell forscht er zum “deutschen Arbeitsmarktwunder”. An diesem Donnerstag feiert Burda seinen 60. Geburtstag.