Neuer Konjunkturalarm in China

Einkaufsmanagerdaten signalisieren "Double Dip" im Industriesektor - Dienstleistungsaktivität erschlafft

Neuer Konjunkturalarm in China

Die seit Wochen grassierenden Befürchtungen, dass Chinas Wirtschaft auf eine anhaltende Schwächephase zusteuert, erhalten mit den jüngsten Einkaufsmanagerdaten neue Nahrung.nh Schanghai – Der vom Statistikbüro errechnete offizielle Purchasing Manager Index (PMI) für das verarbeitende Gewerbe ist im August mit 49,7 Punkten unter die Expansionsschwelle von 50 Punkten und damit auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren gedrückt worden. Bereits im Juli hatte der offizielle PMI nur noch knapp 50 Punkte halten können. Damit gibt es nun klare Signale dafür, dass der chinesische Industriesektor seit Jahresmitte in eine Schrumpfungstendenz übergegangen ist und das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im dritten Quartal weiter beeinträchtigen dürfte.In einer Mitteilung des chinesischen Statistikbüros vom Dienstag wird von einem “ungenügenden Wachstumsmomentum” im chinesischen Industriesektor gesprochen. Deutlichere Warnsignale sendet die private Einkaufsmanagerumfrage aus: Der Caixin Manufacturing Purchasing Manager Index ist nach einem Rückgang von 47,8 auf 47,3 Punkte auf den tiefsten Stand seit März 2009 – also wie in der globalen Finanzkrise – gesunken.Ökonomen sprechen von einer “holprigen Abschwungtendenz”. Das konterkariert die von der chinesischen Regierung hochgehaltenen Erwartungen, wonach sich die chinesische Konjunktur wieder kräftigen wird und das in den ersten beiden Quartalen erzielte Wachstum von jeweils 7 % gehalten werden kann. Nach einem ersten Schwächeanfall der chinesischen Industrie im Februar und März hatten eine Reihe von fiskal- und geldpolitischen Impulsen für eine Belebungstendenz gesorgt, die sich vor allem in den Juni-Daten widerspiegelte. Nun aber zeichnet sich die zweite Delle ab: der “Double Dip”.Im Juli war die Wachstumsrate der chinesischen Industrie zum Vorjahr von 6,8 auf 6 % geschrumpft. Auf Basis der Einkaufsmanagerdaten gehen die Analysten nun davon aus, dass das Wachstum im August auch unter die 6-Prozent-Marke gefallen ist. Im Juli hatten schon die Außenhandelsdaten mit einem Rückgang der Exporte und Importe um jeweils gut 8 % den Konjunkturoptimismus erstickt. Und auch der Trend bei den Anlageinvestitionen zeigt weiter nach unten.Zudem scheinen Impulse auf Ebene öffentlicher Infrastrukturprojekte nicht auszureichen, diese Entwicklung zu kompensieren. Zwar zeigt der Wohnungsmarkt in China wieder eine Belebungstendenz, doch wirkt sich dies anhand des Überangebots an Wohnungsbauprojekten in strukturschwächeren Gebieten noch nicht entscheidend auf die Investitionsbereitschaft im Sektor aus.Unter diesen Voraussetzungen gilt es als wahrscheinlich, dass das chinesische BIP zumindest im dritten Quartal unter die Zielmarke der Regierung von 7 % fallen wird, wobei pessimistische Stimmen gar einen Rückgang auf unter 6,5 % für möglich halten.Die Experten sind geteilter Meinung, ob sich die Verwerfungen an den chinesischen Börsen, wo die Leitindizes seit ihrem Siebenjahreshoch zur Juni-Mitte 40 % verloren haben, auf den Industriesektor negativ abfärben. Zweifelsohne aber wird sich der Rückschlag für das Finanzgewerbe auf die Performance des Dienstleistungssektors auswirken. Im zweiten Quartal hatte der noch laufende Börsenboom dem Wachstum einen kräftigen Schub gegeben. Nun aber wird damit gerechnet, dass der Börsenfaktor das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte um bis zu 0,5 Prozentpunkte schmälern wird.Auch die neuesten Einkaufsmanagerdaten zeigen, dass dem Dienstleistungssektor die Puste auszugehen droht. Der seit Jahren deutlich über der Expansionsschwelle liegende offizielle PMI für den Service-Sektor hat sich im August von 53,9 auf 53,4 Punkte ermäßigt. Als alarmierend empfinden die Marktbeobachter allerdings den starken Rückgang beim stärker auf die Privatwirtschaft abstellenden Caixin PMI für Dienstleistungen, der für August noch 51,5 nach zuvor 53 Punkten ausweist.