Neuer Prozess gegen Tapie
Von Gesche Wüpper, ParisEr hat Magenkrebs und ist durch die Behandlung geschwächt. Dennoch gibt sich Bernard Tapie kämpferisch. Der 76-jährige Geschäftsmann und ehemalige Minister muss sich seit Montag zusammen mit fünf anderen Angeklagten vor einem Pariser Strafgericht verantworten, darunter auch Orange-Chef Stéphane Richard. Die Justiz argwöhnt, dass es sich bei der umstrittenen Entscheidung eines Schiedsgerichts im Zusammenhang mit dem Weiterverkauf von Adidas durch die Bank Crédit Lyonnais um Betrug und Missbrauch von öffentlichen Geldern handelt. Er sei entschlossen zu beweisen, dass er dem Steuerzahler kein Geld gestohlen habe, erklärte Tapie. Der frühere Besitzer des Fußballclubs Olympique Marseille gab vor Gericht als Beruf Schauspieler an. Ihm droht nun eine Strafe von bis zu sieben Jahre Haft und 375000 Euro.Neben Tapie müssen sich in dem Prozess auch sein früherer Anwalt Maurice Lantourne, der Chef des Telekomkonzerns Orange und frühere Büroleiter im Wirtschaftsministerium Richard, Pierre Estoup, der damals einer der drei Schiedsrichter war, sowie Jean-François Rocchi und Bernard Scemama verantworten, die zwei früheren Leiter der Auffanggesellschaft des Crédit Lyonnais. Hintergrund ist die Adidas-Affäre, die Frankreich bereits seit Anfang der neunziger Jahre in Atem hält. Denn Tapie und seine frühere, unter Ex-Präsident François Mitterrand verstaatlichte Hausbank Crédit Lyonnais haben sich jahrelang mit Prozessen überzogen. Tapie wirft dem Crédit Lyonnais vor, ihn geprellt zu haben, als er die Bank nach seiner Ernennung zum Städtebauminister Ende 1992 mit dem Weiterverkauf des Sportartikelherstellers beauftragte.Christine Lagarde, Chefin des Internationalen Währungsfonds IWF und unter Ex-Präsident Nicolas Sarkozy Wirtschaftsministerin Frankreichs, hatte 2008 ein privates Schiedsgericht eingesetzt, um die jahrelangen Prozesse zu beenden. Dieses Schiedsgericht sprach Tapie eine Entschädigung von 403 Mill. Euro zu. Die Entscheidung wurde später annulliert und ein Berufungsgericht entschied, dass Tapie das Geld zurückzahlen muss. Gleichzeitig leitete die Justiz Ermittlungen ein, da sie den Verdacht hegte, dass Tapie eine Sonderbehandlung erhielt, weil er Sarkozy 2007 im Wahlkampf unterstützte. Der Gerichtshof der Republik urteilte 2016, dass IWF-Chefin Lagarde seinerzeit fahrlässig gehandelt habe. Ihr früherer Büroleiter, Orange-Chef Stéphane Richard, machte in dem damaligen Prozess von seinem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch.