Geldpolitik

PBOC deutet Stimulusverzicht an

Neue Äußerungen von chinesischen Zentralbankvertretern lassen Hoffnungen der Marktteilnehmer auf rasche geldpolitische Lockerungsschritte abklingen. Trotz jüngster Konjunkturwackler in China sieht es nicht nach einer geldpolitischen Stimulierungsoffensive aus.

PBOC deutet Stimulusverzicht an

nh Schanghai

Chinas Zentralbank scheint es nicht eilig zu haben mit monetären Stimulierungsmaßnahmen für eine breite Konjunkturanregung. Dies geht aus jüngsten Äußerungen hochrangiger Vertreter der People’s Bank of China (PBOC) hervor. Wie Pan Gongsheng, einer der Vizegouverneure der Notenbank, im Rahmen eines Briefings für den chinesischen Staatsrat erklärte, wird die PBOC weiter eine vorsichtige geldpolitische Linie fahren und keine massiven Stimuli veranlassen. Gleichzeitig betonte Pan, dass Chinas Zentralbank im Gegensatz zur amerikanischen Federal Reserve (Fed) und auch anderen führenden Notenbanken gegenwärtig über einen relativ reichlichen geldpolitischen Bewegungsspielraum verfüge und entsprechend gelassen handeln könne.

Marktteilnehmer werten die Äußerungen des PBOC-Vizes als ein Signal dafür, dass die Zentralbank trotz zuletzt etwas ernüchternder Konjunkturdaten zunächst an der Seitenlinie verharrt. Dabei dürfte auch eine Rolle spielen, dass China einen Ausbruch der Delta-Variante des Coronavirus nach harten Restriktionsmaßnahmen über den August hinweg wieder in den Griff bekommen hat.

Exportboom beruhigt

Zwar haben lokale Lockdown-Maßnahmen und zeitweilige Sperrungen von Seefracht- und Flughäfen für einige Disruptionen gesorgt, die das Konjunkturbild zeitweilig eintrüben. Doch scheint man in Peking darauf zu vertrauen, dass sich die Lage rasch wieder stabilisiert. Zuletzt hatten die Außenhandelsdaten mit rekordhohen Export- und Importwerten im August für Erleichterung gesorgt, da sich Chinas Exportindustrie als gegenwärtig besonders wichtiger Wachstumsmotor augenscheinlich in guter Verfassung befindet.

Die PBOC hatte im Tandem mit der chinesischen Regierung in den vergangenen Wochen mehrfach darauf hingewiesen, dass man gezielt da­rauf hinarbeite, die Kreditversorgung für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) anzuregen, und da­bei auch auf eine Senkung ihrer Kreditkosten abstellt. Allerdings soll dies nicht über eine Zinslockerung auf breiter Front angegangen werden, sondern durch Spezialinstrumente. Kürzlich etwa wurde eine Refinanzierungsfazilität zu verbilligten Zinskonditionen für kleinere und regionale Banken ausgelobt, die diese wiederum in KMU-Kredite ummünzen sollen.

Nach wie vor sieht man jedoch keine Bereitschaft für eine Zinslockerung an breiterer Front. So hat die PBOC ihr wichtigstes mittelfristiges Zinssteuerungsinstrument, nämlich die einjährige Medium Term Loan Facility für Geschäftsbanken, seit April 2020 unverändert gelassen und damit auch indirekt dafür gesorgt, dass die Benchmark-Zinsen für Kreditausreichungen der Großbanken im Rahmen der sogenannten Loan Prime Rate (LPR) auf dem Niveau vom April vergangenen Jahres verharren (siehe Grafik).

Mindestreserve im Fokus

Als höchstes der Gefühle gilt derzeit­ eine neuerliche Lockerung der Mindestreserveverpflichtung für Geschäftsbanken, mit der erweiterte Kreditvergabespielräume für Ge­schäftsbanken entstehen. Ursprünglich hatten die Marktteilnehmer erwartet, dass die Zentralbank nach einer Rücknahme der nach Ge­schäftsbankengruppen gestaffelten Mindestreservesätze um jeweils 0,5 Prozentpunkte zur Julimitte bereits im September einen vergleichbaren Schritt veranlassen würde. Nun aber räumen die Analysten einer zeitigen Mindestreservesatzsenkung eher geringe Chancen ein, zumal auch die PBOC derzeit keinen Anlass für größere Liquiditätsschübe sieht. Wie der Leiter der geldpolitischen Abteilung der PBOC, Sun Guofeng, im Rahmen des Briefings erklärte, liegt gegenwärtig eine ausreichend üppige und ausgeglichene Liquiditätsversorgung am Geldmarkt vor.

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