China-Konjunktur

Peking kontert schwache Einkaufsmanagerdaten mit Stimulierungs-Talk

Chinas Wirtschaft kommt nicht in die Gänge. Dies bestätigen Einkaufsmanagerdaten für Juli. Insbesondere der Immobiliensektor macht Sorgen. Peking versucht die Marktteilnehmer mit Stimulierungsversprechen bei Laune zu halten.

Peking kontert schwache Einkaufsmanagerdaten mit Stimulierungs-Talk

Neue Einkaufsmanagerdaten aus China deuten auf einen weiterhin zähen Konjunkturverlauf mit Schleifspuren im Industriesektor und der Bauwirtschaft hin. Die Regierung nimmt dies zum Anlass für weitere Stimulierungssignale. Nachdem bereits eine Reihe von Frühindikatoren auf eine tendenzielle Entschleunigung der Wirtschaft im Juli hingedeutet haben, zeigen auch die am am Montag veröffentlichten offiziellen Einkaufsmanagerindizes eine schwache Tendenz auf.

Der Purchasing Managers Index (PMI) für den Industriesektor hat sich zwar geringfügig von 49 auf 49,3 Punkte verbessert, liegt aber weiterhin unter der sogenannten Expansionsschwelle bei 50 Punkten. Dies zeigt einen Rückgang des Industrieoutputs im Vergleich zum vorangegangenen Monat an. Das Stimmungsbarometer des Statistikamtes befindet sich nun bereits zum vierten Monat in Folge mit Werten unterhalb von 50 Punkten im Schrumpfungsterritorium.

Für die Analysten stellt dies keine Überraschung dar. Sie hatten im Mittel mit einem Indexstand knapp oberhalb von 49 Punkten gerechnet.  Enttäuschend ist hingegen die Performance im Dienstleistungssektor. So rutschte der neben reinen Dienstleistungen auch die Aktivität in der Bauwirtschaft abbildende Non-Manufacturing PMI des Statistikbüros im Juli sehr deutlich von 53,2 auf 51,5 Punkte ab.

Seit Frühjahr ist die von Chinas kompletten Ausstieg aus Corona-Restriktionen ausgelöste konjunkturelle Erholungsbewegung in einen Schlingerkurs übergegangen. Dabei zeigt sich der Industriesektor von den Nachwehen der rigiden Null-Covid-Politik weiterhin beeinträchtigt und leidet zudem an den Auswirkungen einer prononcierten Erzeugerpreisdeflation. Als Bremsfaktor erweist sich zudem eine insgesamt schwache globale Nachfrage, die der chinesischen Exportwirtschaft zusetzt.

Im Dienstleistungssektor sieht man zwar eine starke Belebung des Tourismussektors und in Ausschnitten des Gaststätten- und Unterhaltungsgewerbes, jedoch wurden die Erwartungen an einen starken konsumgeleiteten Aufschwung bei weitem nicht erfüllt. Dabei machen sich eine insgesamt schwache Binnennachfrage und ein geringes Investitionsvertrauen immer deutlicher bemerkbar.

Als schwache Flanke gilt der von einer Verschuldungskrise bei chinesischen Bauträgern stark behinderte Immobilienmarkt, wo die Neuwohnungsverkäufe und Investitionen weiter abbröckeln. Hier haben eine Reihe von Stabilisierungsmaßnahmen und Versuche der Überbrückung von Finanzierungslücken der Immobilienentwickler bislang wenig gefruchtet.

Erste Signale für eine Wende zum Besseren im Mai und Juni haben sich als verfrüht erwiesen, zumal die extrem heiße Witterung der Bauaktivität zusetzt. Tatsächlich ist der Subindex für die Stimmungslage in der Bauwirtschaft, der im März auf über 65 Punkte hochgejagt war, wieder stark verkümmert und glitt im Juli weiter auf jetzt nur noch gut 51 Punkte ab.

Die chinesische Regierung hat in den vergangenen zwei Wochen serienweise Ankündigungen zu selektiven Stimulierungsmaßnahmen vom Stapel gelassen, die vor allem darauf abzielen, das Sentiment am Finanzmarkt aufzuhellen. Im Vorgriff auf die schwachen PMI-Daten wurden über das Wochenende hinweg Signale verbreitet, dass es in Chinas führenden Großstädten zur fortschreitenden Lockerung von Wohnungskaufrestriktionen und Hypothekenkreditkonditionen kommen wird, die den Wohnungsmarkt wieder ankurbeln sollen. Im chinesischen Staatsfernsehen hieß es, das Regierungskabinett habe lokale Verwaltungen dazu aufgerufen, in wichtigen Ballungsgebieten solche Maßnahmen einzuleiten.

Konsumanregung im Fokus

Chinas Staatsrat kündigte am Montagmorgen an, dass man weitere Schritte zur Konsumanregung plane. Im weiteren Tagesverlauf präsentierte der Wirtschaftsplanungsrat NDRC einen Katalog von Maßnahmen, darunter Anreize für Autokäufe oder die Lockerung von Geschäftszeitenregelungen im Gaststättengewerbe, mit denen sich allerdings keine konkreten fiskalischen Ausgabenimpulse verbinden.

An den Märkten zeigen die Verlautbarungen des Regierungsapparats einige Wirkung. Die in der vergangenen Woche gezündete Rally am Aktienmarkt, bei der Technologie- und Immobilienaktien im Vordergrund stehen, setzte sich am Montag fort. Der Leitindex Hang Seng der Hongkonger Börse zog zunächst um mehr als 2% an und schloss 0,8% über Vortag.

Peking kontert schwache Einkaufsmanagerdaten mit Stimulierungs-Talk

Industriesektor schrumpft auch im Juli – Bauwirtschaft verliert wieder an Schwung – Regierung gibt grünes Licht für Wohnungsmarktimpulse

nh Schanghai
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