Neustart nach Handelspanne

DWP-Bank-Chef Beck deutet Abgang als „bewusste Auszeit“

Unter Druck gesetzt, gibt der Chef der DWP Bank seinen Posten im Sommer auf. Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung zeigt sich Heiko Beck gleichwohl souverän. Die Botschaft lautet: Hier sitzt ein bodenständiger, verlässlicher Chef.

DWP-Bank-Chef Beck deutet Abgang als „bewusste Auszeit“

DWP-Bank-Chef Beck deutet Abgang als „bewusste Auszeit“

Von Jan Schrader, Frankfurt
jsc Frankfurt

Wer unter Druck steht, sucht lieber selbst das Weite, um sich souverän zu zeigen. Der Chef der Deutschen Wertpapierservice Bank (DWP Bank), Heiko Beck, überraschte vermutlich seine Eigner nicht mehr, als die Bank Anfang März seinen Abschied für Ende Juni erklärte. „Auf eigenen Wunsch“ fahre er los, wie das Unternehmen von Genossenschaftsbanken und Sparkassen mitteilte. Für sein Rennrad, seine Leidenschaft, habe er dann mehr Zeit, sagt er heute.

Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung präsentiert sich der 57-jährige Manager als handelnder Akteur. „Spekulationen gehören zum Geschäft“, sagt er über einen Bericht von August 2023, die Eigner suchten aktiv einen neuen Chef. „Das muss man aushalten.“ Es müsse getrennt werden, was vorab zu lesen war und was er persönlich entschieden habe. Damals hatte das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Insider festgehalten, die Eigner hielten personelle Änderungen für nötig.

Erfolgreich, aber bescheiden

Beck demonstriert Normalität. Er spricht über das abgeschlossene Geschäftsjahr der Bank, die Wertpapierdepots für weite Teile der deutschen Kreditwirtschaft bereitstellt. 75 Mill. Euro verdiente die Bank vor Steuern. Ein Rekordergebnis zwar, aber unweit der Größenordnung der meisten Vorjahre, betont Beck. Er zeigt sich erfolgreich, aber bescheiden. Die Botschaft lautet: Hier sitzt ein bodenständiger, verlässlicher Chef.

Zinswende, Anlegerverhalten, Sparpläne, Bitcoin-Konto – die Themen zählt er auf, als säße er noch fest im Sattel. Seinen Abgang kündigte die Bank mit einer grotesken Begründung an. „Rekordergebnis als Basis für Veränderung im DWP-Bank-Vorstand“, verlautete die Gesellschaft, als ob ein geschäftlicher Erfolg Grundlage des Rückzugs sei. Wenn ein Firmenchef weicht, werden wohlklingende Worte gewählt.

Und so kann nur vermutet werden, wie Beck, seit Anfang 2016 an der Spitze, zu seiner Entscheidung kam. Der Manager steht unter Druck, nachdem die Bank im Dezember 2022 eine teure Panne verarbeiten musste. Nach einer fehlgeschlagenen Zusammenlegung von Wertpapieranteilen stand unverhofft ein hohes Millionenvermögen für einen Kunden in den Büchern, der die Papiere daraufhin verkaufte. Die DWP Bank verbuchte eine Belastung von 61 Mill. Euro. Sie zeigt sich zuversichtlich, Geld über den Rechtsweg zurückzuholen.

Lindenbaum hervorgehoben

Der Vorstand der Bank ist in Bewegung: Neben Beck verlässt auch Finanzvorstand Martin Zoller das Unternehmen, sein Vertrag läuft regulär Ende September 2024 aus. Mit Thorsten Warmt, der von HSBC Deutschland kommt, hat das Institut hier bereits einen Manager gefunden. Becks Nachfolge steht derweil aus.

Auch hebt die Bank Chief Digital Officer Kristina Lindenbaum hervor. Obwohl sie kein Vorstandsmitglied ist, formuliert sie im Jahresbericht den Vorstandsbrief mit und reiht sich im Foto neben Beck, Zoller und IT-Vorstand Markus Neukirch ein.

„Ich nehme mir ganz bewusst eine Auszeit und orientiere mich dann neu“, sagt Beck. Der Bankchef will seinen Weggang sportlich verstanden wissen. Nach einem Sturz kommt ein Pflaster auf die Wunde, weiter geht's. Nur wohin? Zunächst muss die Abfahrt gelingen. Seine nächste Station stehe noch nicht fest.

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