Privatkonsum treibt nationalen Wohlfahrtsindex
Privatkonsum treibt den nationalen Wohlfahrtsindex
Nachholeffekte nach der Pandemie wirken sich positiv aus
ast Frankfurt
Der nationale Wohlfahrtsindex (NWI), ein Indikator zur Wohlstandsmessung über das Wirtschaftswachstum hinaus, verzeichnet für 2022 ein deutliches Plus. Grund dafür sind die höheren Konsumausgaben der privaten Haushalte und der gesunkene Energieverbrauch hierzulande im Vergleich zum Vorjahr. Der NWI wird vom Institut für Interdisziplinäre Forschung (FEST) in Heidelberg mit Förderung des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung herausgegeben.
Gegenüber 2021 hat der Index um 9,9 Punkte auf 103,8 Zähler zugelegt, wie die Hans-Böckler-Stiftung am Mittwoch mitteilte. Dies entspricht dem größten Zuwachs seit 1991. Der Wert 100 zeigt das Niveau aus dem Jahr 2000 an. Knapp die Hälfte des NWI-Zuwachses führen die Forschenden auf gestiegene Konsumausgaben zurück. Diese hätten sich insbesondere durch die Nachholeffekte und die Normalisierung nach dem Ende der Coronavirus-Pandemie positiv entwickelt. Aber auch staatliche Entlastungsmaßnahmen wie das Neun-Euro-Ticket, das Energiegeld oder der Heizkostenzuschuss, die die Auswirkungen der Inflation deutlich abgemildert haben, hatten demzufolge ihren Anteil.
Zu hohe Ungleichheit
Wie die Ökonomen anmerken, ging etwa die gesunkene Energienachfrage aufgrund des Preisschocks und der wirtschaftlichen Schwierigkeiten nach dem russischen Angriff auf die Ukraine zurück. Zu einer nachhaltigen Stärkung der gesamtgesellschaftlichen Wohlfahrt würden hingegen „konsequente Investitionen in die sozial-ökologische Transformation beitragen“, heißt es von der Stiftung. Auch eine Verringerung der Ungleichheit in Deutschland sei vonnöten.
Als Maßstab für den Wohlstand dient traditionell das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Es gibt den Wert aller Güter und Dienstleistungen innerhalb eines Jahres wieder – und vernachlässigt Kritikern zufolge ökologische und soziale Aspekte. Um diesem Mangel abzuhelfen, wurde der NWI entwickelt, der auf insgesamt 21 Komponenten beruht. Als wohlfahrtssteigernd gelten dabei neben den privaten Konsumausgaben die Wertschöpfung durch ehrenamtliche Arbeit, weniger Treibhausgas-Emissionen oder der Schutz der Biodiversität. Negativ verbucht werden Einkommensungleichheit, Kriminalität, Luftverschmutzung oder Schäden durch Naturkatastrophen.