ZUR PERSON

Respektierter Brückenbauer

ms - Als 2011 ein Nachfolger für den damaligen EZB-Präsidenten Jean-Claude Trichet gesucht worden ist, ist eine Zeit lang auch öfter der Name Erkki Liikanen gefallen. Der finnische Zentralbankchef galt vor allem als ein möglicher Kompromisskandidat...

Respektierter Brückenbauer

ms – Als 2011 ein Nachfolger für den damaligen EZB-Präsidenten Jean-Claude Trichet gesucht worden ist, ist eine Zeit lang auch öfter der Name Erkki Liikanen gefallen. Der finnische Zentralbankchef galt vor allem als ein möglicher Kompromisskandidat für den Fall, dass sich die großen Euro-Länder nicht auf einen der ihren hätten einigen können. Letztlich aber gelang das doch – und der Italiener Mario Draghi rückte an die Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB).Dass Liikanen gehandelt wurde, bringt allerdings den Respekt zum Ausdruck, den er sich auch als Währungshüter erworben hat, seit er 2004 Chef der Zentralbank Finnlands wurde. Zudem spiegelt sich darin wider, dass der 65-Jährige, der heute zu den dienstältesten Mitgliedern im EZB-Rat gehört, als jemand gilt, der diplomatisch agiert und gut Brücken bauen kann – also zur Konsensbildung fähig ist.Diese Eigenschaften hat Liikanen nicht zuletzt als EU-Kommissar erworben. Von 1995 bis 2004 gehörte er zwei Kommissionen an. Zuvor hatte Liikanen, der Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre studiert hat, unter anderem den Posten des finnischen Finanzministers inne. Er verfügt aber auch über Erfahrung im Privatsektor. 1971 war er mit nur 21 Jahren ins finnische Parlament eingezogen – so jung hat das sonst keiner geschafft.Im Gespräch erzählt Liikanen, dass er, als er 2004 an die Spitze der Zentralbank rückte, eine Mail vom damaligen Kommissionskollegen Pascal Lamy, später Chef der Welthandelsorganisation WTO, bekam. Ob Liikanen denn nun ein “Vollzeit-Golfspieler” werden wolle, scherzte Lamy darin – eine Anspielung auf das damals als langweilig und technokratisch angesehene Leben der Zentralbanker. Langweilig wurde es Liikanen aber nie, wie er sagt. Tatsächlich rückte die EZB spätestens mit der Finanz- und der Euro-Krise absolut in den Fokus – kaum etwas geht noch ohne sie.