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Rolf Peffekoven

lz - Die Sammlung von Fakten und die Analyse tradierter Verhaltensweisen sowie ökonomischer Zusammenhänge stand bei Rolf Peffekoven immer am Ausgangspunkt seines Denkens als Finanzwissenschaftler. Das machte ihn wegen der hohen Komplexität und...

Rolf Peffekoven

lz – Die Sammlung von Fakten und die Analyse tradierter Verhaltensweisen sowie ökonomischer Zusammenhänge stand bei Rolf Peffekoven immer am Ausgangspunkt seines Denkens als Finanzwissenschaftler. Das machte ihn wegen der hohen Komplexität und Vielschichtigkeit der Sachlage natürlich auch angreifbar. Aber es nötigte Kritikern seiner Haltung auch Respekt ab, weil sich Peffekoven gerade nicht wie viele seiner Kollegen in den Elfenbeinturm der “reinen Lehre” und hinter ideologische Barrikaden zurückzog, sondern die Diskussion mit Kritikern einer stabilitätsorientierten Fiskal- und Steuerpolitik offensiv suchte. Und da er als politischer Realist auch “Second-best-Lösungen” zu akzeptieren gewillt war, nahm er schnell die Emotionalität aus den ökonomischen Debatten.In der vergangenen Woche ist der Mainzer Finanzwissenschaftler, der 40 Jahre dem wissenschaftlichen Beirat des Finanzministeriums und zehn Jahre dem Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (Wirtschaftsweise) angehörte, im Alter von 80 Jahren verstorben. In seiner aktiven Zeit hat er elf Bundesminister der Finanzen kommen und gehen sehen – und alle im Rahmen seines Mandats beraten.Noch bis vor wenigen Jahren, obwohl schon längst emeritiert, hat er sein Wort erhoben und in Vorträgen, Gastbeiträgen und Diskussionsrunden für eine stärkere Beachtung der fiskalischen Grenzen, für ein in sich stimmigeres und vor allem weniger verflochtenes Steuerrecht sowie für transparentere und effizientere Finanzbeziehungen im Föderalismus geworben. Die Aufmerksamkeit war ihm gewiss. Denn wenn Peffekoven argumentierte und publizierte, redete und schrieb er Tacheles. Noch im Jahr 2014 warnte er in einem Gastbeitrag in der Börsen-Zeitung vor einem Besteuerungsrecht für Brüssel. Und immer wieder äußerte er sich zu Plänen einer Finanztransaktionssteuer, die er letzten Endes schlicht für einen “Irrweg” hielt.Als Wirtschaftsweiser hatte Peffekoven vor allem Bundesfinanzminister Theo Waigel mit seinen fiskalischen und steuerpolitischen Mahnungen unter Druck gesetzt. Seine immer wiederkehrenden Forderungen nach einer durchgreifenden Steuerreform gingen allerdings nur ansatzweise in Erfüllung. Auch sein Appell für eine Länderfinanzreform fand nur teilweise Gehör. Imponierende KarrierePeffekoven konnte auf eine imponierende wissenschaftliche Karriere zurückblicken. Freunde und Weggefährten bescheinigten ihm, dass er alles erreicht hat, was man als Hochschullehrer nur erreichen kann. Nach dem Studium in Heidelberg, Köln und Bonn, Promotion in Berlin und Habilitation in Mainz wurde er bereits mit 32 Jahren auf den Lehrstuhl für Internationale Wirtschaftsbeziehungen an der Ruhr-Universität Bochum berufen. Von 1980 bis 1983 leitete er dann das Institut für Finanzwissenschaft an der Universität Kiel, und von 1983 bis zur Emeritierung im Jahre 2006 war er Direktor des Instituts für Finanzwissenschaft der Universität Mainz.