Schottland will eigene Anleihen ausgeben
Schottland will eigene Anleihen ausgeben
Schottland will eigene Anleihen ausgeben
Gute Ratings hängen am Fortbestand der Union mit England
hip London
Schottland will erstmals seit mehr als 300 Jahren wieder eigene „Staatsanleihen“ ausgeben. First Minister John Swinney, der Regierungschef der Region, kündigte im Regionalparlament in Holyrood an, im Fiskaljahr 2026/27 die ersten Bonds zu begeben. Über die gesamte Legislaturperiode hinweg sollen weitere Emissionen folgen. Alles in allem geht es um ein Volumen von 1,5 Mrd. Pfund.
Das sei „der jüngste Schritt, die Institutionen und Werkzeuge aufzubauen, die Schottland für eine wohlhabende Zukunft braucht, in der unser Land Verantwortung für seine eigenen Entscheidungen übernimmt“. Swinney gehört den schottischen Nationalisten an, die schon lange durch eigene Anleihen Glaubwürdigkeit am Finanzmarkt aufbauen wollen. Sie haben in Anlehnung an den Schottenrock den Spitznamen „Kilts“ bekommen. Britische Staatsanleihen sind dagegen auch als „Gilts“ bekannt.
Dramatisches Haushaltsdefizit
Moody's und Standard & Poor's erteilten der Region Bonitätsnoten im hohen Investment-Grade-Bereich. Von Moody's erhielt Schottland ein „Aa3“-Rating, von S&P gab es ein „AA“. Allerdings wiesen beide darauf hin, dass der Fortbestand der Union mit England die Grundlage dieser Bewertungen bilde.
Sieht man nämlich genau hin, lag das Haushaltsdefizit Schottlands im abgelaufenen Fiskaljahr bei 11,6% des Bruttoinlandsprodukts. Rechnet man die Nordseeöleinnahmen heraus, waren es gar 14,3%, wie Government Expenditure & Revenue Scotland zu entnehmen ist. Es wuchs von 19 Mrd. Pfund im Jahr 2022/23 über 21 Mrd. 2023/24 auf zuletzt 26 Mrd. Die schottische Regierung gab pro Kopf der Bevölkerung 2.669 Pfund mehr aus als Großbritannien im Schnitt, ohne mehr Einnahmen zu haben.
Großzügiger Finanzausgleich
Für Stabilität sorgt am Ende der großzügige Finanzausgleich zwischen den Regionen, bei dem England den Rest des Landes subventioniert. Es war Labour-Premierminister Tony Blair, der nach seinem Erdrutschsieg bei den Unterhauswahlen 1997 die Dezentralisierung Großbritanniens unter dem Zauberwort „Devolution“ auf die Tagesordnung gesetzt hatte.
Abgesehen von den zu erwartenden Finanznöten eines unabhängigen Schottlands gibt es noch ein Problem, das dafür sorgen dürfte, dass Schottland seinen Anleihegläubigern höhere Zinsen zahlen müsste als Großbritannien. Der Gilt-Markt ist, gemessen am Nennwert der ausstehenden Anleihen, 2,8 Bill. Pfund schwer. Für „Kilts“ würde angesichts des geringen Emissionsvolumens eine Illiquiditätsprämie fällig.
