Schwache Industriedaten deuten BIP-Minus an

Produktionsrückgang so deutlich wie zuletzt 2009

Schwache Industriedaten deuten BIP-Minus an

ba Frankfurt – Die deutschen Unternehmen haben im Februar ihre Produktion unerwartet so kräftig gedrosselt wie zuletzt im Januar 2009 zu Zeiten der globalen Finanzkrise. Vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) zufolge haben Industrie, Bau und Energieversorger zusammen 3,5 % weniger gefertigt als im Vormonat.Dieser Rückgang stützt die Befürchtungen, dass sich die Gesamtwirtschaft im vierten Quartal 2019 doch nicht wie vom Statistischen Bundesamt avisiert “leicht erholt” hat. Im dritten Quartal hatte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 0,1 % zugelegt, ein Plus in dieser Größenordnung erwarteten Experten bislang auch für den Schlussabschnitt. Nachdem bereits die Auftragseingänge im Dezember mit einem Minus von 2,1 % enttäuscht hatten, gehen Ökonomen nun maximal von einer Stagnation, eher aber von einem Schrumpfen des BIP um 0,1 % aus. Andreas Scheuerle von der DekaBank sieht gar den Anstieg von 0,6 % für das Gesamtjahr, wie Destatis dies auf Basis vorläufiger Daten gemeldet hat, außer Reichweite – dieser sei “nur noch durch ein kleines statistisches Wunder zu retten”. Für Carsten Brzeski, Chefökonom der ING Deutschland, haben die Industriedaten vom Dezember das Risiko erhöht, dass die BIP-Daten, die am kommenden Freitag veröffentlicht werden, “das R-Wort zurückbringen können”. Gegenbewegung erwartetEs gab am Freitag aber auch optimistischere Stimmen zu den Daten aus dem verarbeitenden Gewerbe. So verwies das Bundeswirtschaftsministerium auf die hohe Zahl an Brückentagen, die das Minus überzeichneten. Zwar deute die zuletzt schwache Entwicklung der Produktion und der Auftragseingänge darauf hin, “dass die Konjunkturschwäche in der Industrie noch nicht überwunden ist”, so das Ministerium. Doch spreche die verbesserte Unternehmensstimmung dafür, “dass sich die Industriekonjunktur in den kommenden Monaten etwas aufhellen wird”. Ralph Solveen von der Commerzbank erwartet spätestens im Februar eine Gegenbewegung, da der Produktionswert für Dezember deutlich unter dem auf Basis der Auftragseingänge berechneten Trend liege. Einen Hoffnungsschimmer verbreitet auch der Ifo-Index der Produktionserwartungen, der im Januar erstmals seit Mai 2019 wieder über die Nulllinie kletterte, was für eine Produktionsausweitung in den kommenden drei Monaten spricht.Besonders kräftig drosselte im Dezember die Baubranche ihren Output (-8,7 %) “infolge einer deutlichen Produktionseinschränkung im Ausbaugewerbe”, wie das Bundeswirtschaftsministerium erklärte. Die Industrie im engeren Sinne fertigte 2,9 % weniger als im November. Die Energieerzeuger (+2,0 %) hingegen stellten zum Jahresende mehr her als im November.