Sorgen um deutsche Wirtschaft nehmen zu
arp Frankfurt – Die Erwartungen an das Wachstum der deutschen Wirtschaft wurden – nicht zuletzt in den vergangenen Wochen – deutlich nach unten korrigiert. So geht die Bundesregierung seit Ende Januar nur noch von einer Expansion von 1,0 % aus, nachdem in der Herbstprognose für dieses Jahr noch ein Wachstum der deutschen Wirtschaft von 1,8 % erwartet worden war. Dieser Trend spiegelt sich auch deutlich im Konjunkturtableau der Börsen-Zeitung wider. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll im Median nur noch um 1,0 (zuvor 1,3) % zulegen. Dabei liegt die tiefste Schätzung bei einem Wachstum von gerade einmal 0,3 %, während der größte Optimist dem deutschen BIP im laufenden Jahr ein Plus von 1,5 % zutraut.”Ausschlaggebend für diesen relativ pessimistischen Ausblick dürften die enttäuschenden Zahlen für das vierte Quartal 2018 sein”, sagte ZEW-Experte Michael Schröder. Er weist darauf hin, dass das deutsche BIP im vierten Quartal auf demselben Niveau wie im dritten Quartal lag, so dass die deutsche Volkswirtschaft in der zweiten Jahreshälfte 2018 nur ganz knapp an einer Rezession vorbeigeschrammt sei. Schrumpfquartale möglichIm Gegensatz zu Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD), der am Montag nochmals in einem Radio-Interview betonte, dass er trotz der Konjunkturabkühlung keine Rezession in Deutschland heraufziehen sieht und von einer “unverändert ordentlichen wirtschaftlichen Entwicklung” spricht, hält der ZEW-Experte die Gefahr einer Rezession noch längst nicht für gebannt. “Jahreswachstumsraten von zum Beispiel 0,3 % oder auch 1,0 % wären mit einer Rezession in den kommenden Quartalen durchaus vereinbar”, so Schröder. Das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sammelt für das Konjunkturtableau monatlich die veröffentlichten Prognosen von Banken, Institutionen sowie staatlichen Einrichtungen und bestimmt daraus den Median.Eine baldige Erholung kann Schröder nicht ausmachen: “Es bleibt abzuwarten, ob die Bruttoanlageinvestitionen unter den derzeit großen Unsicherheiten (Brexit, Handelskrieg mit den USA, negative Impulse von Seiten der chinesischen Wirtschaft etc.) weiterhin so stark zunehmen werden wie in den letzten Jahren seit 2016.”Gerade die Bruttoanlageinvestitionen haben im zurückliegenden Jahr mit 0,6 Prozentpunkten den höchsten Wachstumsbeitrag geleistet, gefolgt vom privaten Konsum mit einem Wachstumsbeitrag von 0,5 Prozentpunkten, der von niedriger Arbeitslosigkeit (Jahresdurchschnittsquote von 5,2 %) und steigenden Löhnen profitierte. Freilich, so bemerkt Schröder, lag der Beitrag des privaten Konsums 2018 deutlich unter dem in den Vorjahren. Der ZEW-Experte sagt auch voraus, dass die deutsche Wirtschaft im laufenden Jahr verglichen mit den anderen Ökonomien der Eurozone nur eine unterdurchschnittliche Entwicklung hinlegen dürfte. Dem jüngsten Konjunkturtableau zufolge soll die Eurozone 2019 um 1,4 (vorherige Schätzung: 1,5) % und 2020 um 1,4 (zuvor: 1,6) % wachsen.Aber es gibt einen Silberstreif am Horizont. Nur eine leichte Korrektur nach unten erfuhr im Konjunkturtableau die deutsche Wachstumsprognose für das kommende Jahr. Hier liegt der Median bei 1,5 (zuvor 1,6) %, wobei die Spannbreite der Vorhersagen von +0,8 % bis +2,0 % reicht. Für Schröder beruhigende Nachrichten: “Immerhin sehen die Experten keine dauerhafte konjunkturelle Krise und nehmen an, dass die deutsche Wirtschaft schon 2020 wieder stärker an Fahrt gewinnen wird.” Das ist auch positiv für eine wichtige Wachstumsstütze, denn die Situation am Arbeitsmarkt sollte weiterhin günstig bleiben.